Hofkapellmeister nach 22 Jahren gefeuert

Neue Details zum Christmette-Eklat


Aktualisiert am 26.12.2024 – 13:06 UhrLesedauer: 2 Min.

Eklat an Heiligabend (Archivbild): Etliche Besucher haben in Freiburg den Gottesdienst von Erzbischof Stephan Burger (M.) gestört. (Quelle: Philipp von Ditfurth/dpa/dpa-bilder)

Besucher protestieren Heiligabend während des Gottesdienstes in Freiburg gegen eine Kündigung. Nun wurden mögliche Gründe zur Entlassung von Domkapellmeister Boris Böhmann bekannt.

Während der Christmette im Freiburger Dom ist es zu einem ungewöhnlichen Zwischenfall gekommen: Nach dem Auftritt der Domsingknaben brach ein lautstarker Protest gegen die Kündigung des Domkapellmeisters, Boris Böhmann, aus. Erzbischof Stephan Burger musste die Messe unterbrechen, das katholische Fernsehen k-tv beendete daraufhin die Übertragung. Mehr dazu lesen Sie hier.

Zuvor hatte der 60-jährige Böhmann an Heiligabend die Domsingknaben dirigiert. Ihm war im Sommer – nach 22 Jahren – zum 28. Februar 2025 gekündigt worden. Marc Mudrak, Sprecher des Erzbistums Freiburg, wollte die Gründe für Böhmanns Entlassung aus Datenschutzgründen nicht preisgeben. Er betonte, dass die Kündigung bestehen bleibe – trotz der „mutwilligen Störung“, wie er den Aufstand während der Christmette nannte.

Die Entscheidung des Erzbistums habe eine lange Vorgeschichte und stehe im Zusammenhang mit zahlreichen Konflikten innerhalb der Domsingschule. Alle Schlichtungsversuche seien gescheitert, weshalb letztlich die Entscheidung zur Kündigung getroffen werden musste. Mudrak erklärte weiter, dass es nachvollziehbar sei, „dass nach der Kündigung eines langjährigen Chorleiters Unruhe unter den Mitgliedern der Dommusik entstehe“. Die Gründe dafür seien auch Gegenstand mehrerer arbeitsgerichtlicher Verfahren gewesen.

Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, wird Böhmann laut dem Freiburger Domkapitel weder sexueller Missbrauch noch übergriffiges Verhalten vorgeworfen. Stattdessen sollen langjährige Spannungen zwischen Böhmann und seiner Stellvertreterin erst zu einem angespannten Verhältnis und dann zu seiner Entlassung geführt haben. Die Leiterin der Mädchenkantorei werfe Böhmann vor, wichtige Entscheidungen verzögert zu haben. Zudem habe er versäumt, ein Konzept gegen Missbrauch vorzulegen.

Ehemalige Mitarbeiter und Unterstützer des Kapellmeisters halten die Vorwürfe für unbegründet, schreibt „Bild“ weiter. Sie kritisierten das bischöfliche Ordinariat dafür, Böhmann nicht unterstützt zu haben. Das Ordinariat sei wochenlang nicht in der Lage gewesen, einen Präventionsbeauftragten einzusetzen und habe eine Abmahnung zurücknehmen müssen.

Der Fall habe inzwischen sogar den Vatikan erreicht: Eltern der Domsingknaben wandten sich in einem Brief an Papst Franziskus und kritisierten die angeblich mangelnde Gesprächsbereitschaft des Freiburger Erzbischofs. Sie äußerten auch Sorge um die Existenz des Kapellmeisters. Der Kirchenleitung warfen sie einen „unwürdigen, wenig christlichen Konflikteifer“ vor.

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