Eine neue Studie untersucht die Bedeutung von ChatGPT für die Diagnostik von Krankheiten. Was könnte das für die Rolle des Arztes bedeuten?

Künstliche Intelligenz (KI) wird in der Medizin schon bei der Verarbeitung von Patientendaten und seit Kurzem auch in der Diagnostik eingesetzt. Eine neue Studie aus den USA legt nun nahe, dass die KI Krankheiten in manchen Fällen sogar besser als Ärzte diagnostizieren kann.

In der kürzlich in der medizinischen Open-Access-Zeitschrift „JAMA Network Open“ erschienenen Studie hat ein Forscherteam aus 16 Ärzten in den USA die Auswirkungen des Chatbots „ChatGPT“ auf die medizinische Diagnostik von Krankheiten untersucht. Der primäre Fokus der Studie lag auf der Frage, ob ChatGPT die Ärzte bei medizinischen Diagnosen unterstützen kann.

Dazu ließen die Forscher zwei Gruppen von je 25 Ärzten sechs hypothetische Patienten anhand ihrer Fallgeschichte diagnostizieren. Eine Gruppe arbeitete dabei mit konventionellen Methoden, während die andere mit ChatGPT recherchierte. Dabei zeigte sich allerdings nur ein kleiner Unterschied: Die KI-Gruppe diagnostizierte 76 Prozent der Fälle richtig, die konventionelle Methode erreichte eine Trefferquote von 74 Prozent.

Den Forschern zufolge liegt das daran, dass die befragten Ärzte der KI entweder nicht vertrauten und ihre eigene Vermutung bevorzugten oder nicht wussten, wie man Prompts schreibt und das Potenzial der KI richtige ausnutzt. Daher brauche es mehr Schulungen zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz für medizinisches Personal.

Ein zweites Ergebnis der Studie fällt dagegen deutlicher aus: der Chatbot alleine erreichte mit einer diagnostischen Treffsicherheit von 92 Prozent ein deutlich besseres Ergebnis als die 50 Ärzte. Die Forscher erklären sich dieses Ergebnis mit der Empfindlichkeit von ChatGPT auf die eingegebenen Prompts. Denn bei Chatbots gilt: Je genauer der Prompt formuliert ist, desto genauer ist auch das Ergebnis. Wenn der Chatbot alleine für die Diagnostik verantwortlich war, wurden die Prompts von dem Forscherteam anhand herausgegebener Empfehlungen von KI-Experten präzise formuliert.

Die Ergebnisse der Studie sollen nicht nahelegen, dass menschliche Ärzte in der medizinischen Diagnostik künftig überflüssig werden. Die KI könne zwar mit präzisen Eingaben eine hohe diagnostische Treffsicherheit erreichen. „Aber dies erfasst nicht die Kompetenz in vielen anderen Bereichen, die für die klinische Schlussfolgerung wichtig sind, einschließlich der Patientenbefragung und der Datenerfassung“, heißt es in dem Studienbericht.

Das US-amerikanische Forscherteam betrachtet Chatbots als unterstützendes Recherchetool für Ärzte. Um das volle Potenzial der KI ausschöpfen zu können, seien allerdings bessere Kenntnisse im Umgang mit der KI erforderlich.

Aktie.
Die mobile Version verlassen