„Wenn wir vermeiden wollen, dass die AfD Einfluss bekommt, dann müssen wir die Probleme in unserem Land lösen, und dazu zählt auch das Migrationsproblem“, sagt Merz. Seine Entscheidung aus der vergangenen Woche, zwei Anträge und einen Gesetzentwurf zur Begrenzung illegaler Migration in den Bundestag einzubringen, verteidigt er damit noch einmal. Er versichert gleichwohl, er werde der AfD nie die Hand reichen. Denn das, was im Bundestag passiert ist, versteht Merz nicht als Zusammenarbeit, sondern als Notwendigkeit.
Vor ihm, in der ersten Reihe, sitzt auch Hendrik Wüst. Ohne groß eine Miene zu verziehen, hört der NRW-Ministerpräsident seinem Kanzlerkandidaten zu, klatscht bei jeder Pause brav mit. Das meiste von dem, was Merz da erzählt, kennt Wüst mittlerweile. Er weiß, was er selbst gut in seinen eigenen Wahlkampf einbauen kann, was er bereit ist, zu loben – und worüber er lieber schweigt.
Tatsächlich soll Wüst sich über die Entscheidung von Merz, eine Mehrheit mithilfe der AfD zu riskieren, geärgert haben. Anmerken lässt der CDU-Ministerpräsident sich das aber nicht. Nur ganz leicht kommt zwischen den Zeilen durch, was Wüst denkt, als er am Dienstagabend spricht. Auch er redet über den Wahlkampf, die verschiedenen Themen, davon sei eins Migration. Auch er sagt, dass es jetzt Lösungen brauche. Allerdings verteidigt er schlussendlich nicht, was im Bundestag passiert ist. Stattdessen sagt Wüst: „Dafür suchen wir eine Allianz der Mitte.“ Die anderen, also Grüne, SPD und FDP, müssten auch mitmachen. Wüst kritisiert Merz‘ Entscheidung damit zwar nicht, er wirbt aber für einen anderen Weg.