Mehr als 500 Anfragen und strenge Aufnahmekriterien – Dominik De Marco, SPD-Politiker und Cannabis-Club-Pionier, gibt Einblicke. Seine Vision von Cannabis-Konsum und -Kultur geht weit über reine Vergnügung hinaus.

Dominik De Marco (31) ist Lokalpolitiker. Er sitzt für die SPD im Dortmunder Stadtrat und ist kulturpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Im vergangenen September gründete er als erster Dortmunder einen Cannabis-Club. Nun erreichen ihn unzählige Mitgliedsanfragen. Oft seien die Erwartungen jedoch fernab von dem, was der Verein bezwecken will. Was seine Parteikollegen von der Gründung halten, welche Grassorten geplant sind und wann der Verein mit einer ersten Ernte rechnet, erzählt er im Interview.

t-online: Herr De Marco, wie laufen die Anmeldungen?

Dominik De Marco: Sehr gut. Die Nachfrage ist seit unserer Gründung groß. Wir haben bereits mehr als 500 Menschen auf unserer Warteliste stehen. Bislang haben wir allerdings erst 60 Mitglieder in den Verein aufgenommen. Unser Ziel ist es, zunächst etwa 100 Vereinsmitglieder zu erreichen, um uns nicht zu überfordern. Unser 11-köpfiges Team ist nebenher berufstätig und leistet die Arbeit noch ehrenamtlich.

Dürfen denn nicht alle in den Cannabis-Club?

Prinzipiell schon. Wir führen allerdings Kennenlerngespräche. Denn im Vorfeld muss für uns klar sein, dass die Leute, die wir aufnehmen, volljährig sind, seit einiger Zeit konsumieren und einen positiven Beitrag zur Cannabiskultur leisten möchten. Wir wollen niemanden, der sich nicht benehmen kann oder gegen unsere Prinzipien und Leitlinien verstößt.

Wie sehen Ihre Prinzipien und Leitlinien aus?

Unsere Arbeit im Miteinander basiert vor allem auf unserem Ehrenkodex. Darüber hinaus ist unser Ziel, für Menschen, die sich momentan am Schwarzmarkt bedienen, eine saubere Beschaffungsmöglichkeit in Dortmund zu schaffen. Wir wollen im Idealfall ein Netzwerk aufbauen, in dem Austausch und Transparenz im Vordergrund stehen. Besonders in den Fokus soll auch die Präventionsarbeit rücken. Wir wollen Menschen dabei unterstützen, ihr Konsumverhalten zu überdenken. Durch die Illegalität und Stigmatisierung war es bisher ein großes gesellschaftliches Tabuthema, offen über den Konsum zu sprechen. Hierbei ist es mir wichtig, auch einmal auszusprechen, dass der Cannabiskonsum rein aus Genusszwecken aus gesundheitlicher Sicht nicht gut ist und nicht verharmlost werden darf. Klar ist aber, dass es noch schlechter ist, wenn Menschen sich vom Schwarzmarkt bedienen, ohne wirklich zu wissen, wo das Cannabis herkommt und was drinsteckt.

Sie sind SPD-Ratsmitglied in Dortmund. Was sagt Ihre Partei dazu?

Ich habe im Vorfeld mit vielen Genossinnen und Genossen über meine Aktivitäten gesprochen – und noch kein negatives Feedback bekommen. Meine Partei hat diesen Gesetzentwurf mit auf den Weg gebracht. Grundsätzlich ist es ja auch so, dass wir einen entkriminalisierten Umgang mit Cannabis wollten. Den haben wir jetzt. Als SPD-Politiker möchte ich mich besonders für eine vernünftige und sozialverträgliche Umsetzung der Cannabislegalisierung einsetzen.

Sie sprechen von Stigmatisierung. Werden die Clubs nicht ebenfalls aktuell vorverurteilt?

Durchaus, aber das hängt eher mit dem bislang Anrüchigen und Illegalen zusammen. Genauso ist noch das vorherrschende negative Bild eines Cannabis-Konsumenten in den Köpfen der Menschen präsent. Ich glaube, viele würden sich wundern, wer alles Mitglied bei uns werden will und was sie tagtäglich in der Gesellschaft und in ihrer Arbeit leisten. Es liegt an uns, mit gutem Beispiel voranzugehen und in die Öffentlichkeit zu treten. Ich denke, dass vielen noch gar nicht klar ist, was genau solche Clubs machen. Letztendlich sind es Vereine wie unserer, die für Aufklärung, Sucht- und Jugendprävention sorgen, aber auch für die Produktion und Abgabe Verantwortung übernehmen wollen. Innerhalb unserer Vereinsräume wird Cannabis jedenfalls nicht konsumiert. Innerhalb unserer Vereinsräume wird Cannabis jedenfalls nicht konsumiert.

Welche Erwartungen haben die Menschen, die sich bei Ihnen melden?

Tatsächlich schreiben oder rufen uns Menschen regelmäßig an und fragen, ob sie morgen vorbeikommen könnten, um sich etwa Cannabis abzuholen, was natürlich nicht möglich ist. Teilweise melden sich auch Menschen aus dem Ausland – aus den Niederlanden, aus Spanien, aus Polen, die sich auf der Durchreise befinden. Klar ist: Wir dürfen keine Menschen aufnehmen, die nicht mindestens seit sechs Monaten in Deutschland mit einem festen Wohnsitz gemeldet sind. So soll Cannabis-Tourismus vermieden werden. Man will ja nicht dieselben Fehler wie in den Niederlanden machen, wo es mit dem Tourismus völlig eskaliert ist.

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