Der neue außenpolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Bundestag, Matthias Moosdorf, unterrichtet nun im Nebenjob an einer Hochschule in Moskau. Zu „üblichen Honoraren“, versichert er.

Der neue außenpolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Matthias Moosdorf, ist seit September Honorarprofessor in Russland. Der 59-Jährige wird neben seinem Mandat im Bundestag nun gegen Bezahlung an der international bekannten Moskauer Gnessin-Musikhochschule unterrichten. Entsprechende Informationen von t-online bestätigte Moosdorf. Die Schule steht dem Kreml nahe und vertritt auch in Kriegszeiten seine Positionen nach außen.

Moosdorf folgte in diesem Jahr als außenpolitischer Sprecher der AfD auf Petr Bystron, gegen den wegen des Verdachts auf Geldwäsche und Bestechlichkeit ermittelt wird. Bystron soll Medienberichten zufolge Geld vom pro-russischen Desinformations-Netzwerk „Voice of Europe“ erhalten haben.

„Ich möchte mit der Übernahme der Honorarprofessur ein Zeichen der Verständigung senden und den jungen Leuten dort das Gefühl geben, in Europa nicht abgehängt zu sein“, sagte Moosdorf t-online. „Musik kennt keine ideologischen Grenzen.“

Der Titel wurde Moosdorf, der vor seiner Zeit im Bundestag Berufsmusiker und Cellist war, im September in Moskau verliehen. Auf der Homepage der Gnessin-Akademie sind Fotos von der Veranstaltung zu sehen. Der Rektor der Schule empfängt Moosdorf in einer dazugehörigen Meldung mit warmen Worten: „Für uns ist das wirklich eine große Ehre, eine große Freude!“, heißt es da.

Die Schule freut sich: Moosdorf im September bei der Übergabe der Urkunde an der Moskauer Gnessin-Akademie. (Quelle: Gnessin-Akademie/Gleb Chuchalin)

Auf Anfrage von t-online erklärt Moosdorf, dass er im September drei Tage in Moskau war und dort an der Gnessin-Akademie „eine Art Antrittsvorlesung“ gehalten habe. Wie hoch die Stelle konkret vergütet wird, ist laut Moosdorf noch nicht klar. „Die Ausgestaltung des weiteren Vertrages ist noch offen, richtet sich aber nach international völlig üblichen Honoraren“, teilte er mit. Er beabsichtige, „einmal im Vierteljahr mehrere Tage“ in Moskau Ensembles in Kammermusik zu unterrichten.

Auf seiner Reise nach Russland hat Moosdorf zudem ein Konzert im Rahmen des Tschaikowsky-Festivals in St. Petersburg gegeben. Das Festival preist die Veranstaltung als „Symbol der Zusammenarbeit zwischen den stärksten Mächten in der Welt der akademischen Musik“ an. Der Titel des Konzerts lautete: „Multipolare Musik: Meister der Weltbühne in der Eremitage“.

Konzert in St. Petersburg: Flyer des Tschaikowsky-Festivals zu Moosdorfs Auftritt. (Quelle: Tschaikowsky-Festival )

Der Begriff der „multipolaren Weltordnung“ ist in rechten wie rechtsextremen Kreisen weitverbreitet und bewirbt dort eine Abkehr Deutschlands von den westlichen Demokratien hin zu autoritären Mächten wie Russland und China.

Hochschule wegen Kriegspropaganda in der Kritik

Die Gnessin-Akademie, für die der Bundesabgeordnete Moosdorf nun arbeiten wird, gilt in Klassikkreisen als Kaderschmiede. Sie steht dem Kreml nah und machte im Frühjahr 2022 Schlagzeilen wegen Kriegspropaganda.

Einer ihrer Verantwortlichen trat damals, nur 12 Tage nach Beginn von Russlands Invasion in der Ukraine, bei einem Konzert mit Schülern mit einem „Z“ auf dem Pullover auf. Das Video vom Konzert wurde später unter dem Titel „MuZikalisches Opfer“ veröffentlicht. Das „Z“ steht in der russischen Propaganda für die Unterstützung der Kriegsziele Putins in der Ukraine.

Der Star-Violinist Roman Mints, Absolvent der Gnessin-Akademie, kritisierte den Auftritt als „entsetzliche Manipulation“, wie die „Deutsche Welle“ berichtete. „Für mich ist dieser Fall leider signifikant: Unsere Schule ist gewissermaßen der russische Staat in Miniatur“, so Mints. Dem Bericht zufolge kritisierten auch Eltern in Chatgruppen die Instrumentalisierung ihrer Kinder scharf.

Für Moosdorf ist das kein Hindernis. „Eine politische Ausrichtung der Gnessin-Akademie kann ich nicht erkennen“, sagte er t-online. „Sie interessiert mich auch nicht.“ Seine Tätigkeit gelte „ausschließlich der Musik als weltweiter Sprache der Versöhnung und Verständigung“.

Orchesterprobe an der Gnessin-Akademie: Die Schule steht in der Kritik. (Quelle: Sergei Bobylev/Imago )
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