Spähaktion an Bundeswehr-Standorten
Drohnenwelle über Deutschland: Spuren weisen nach Russland
04.03.2025 – 17:36 UhrLesedauer: 2 Min.
Die Zahl unbekannter Drohnenüberflüge in Deutschland steigt. Zuletzt kreisten die Flugobjekte minutenlang über Bundeswehr-Standorten in Norddeutschland. Offiziell sind die Urheber unbekannt.
Die Mitteilung war knapp: Man sei über die Überflüge informiert, teilte das Operative Führungskommando der Bundeswehr nur kurz mit. Zuvor waren in der vergangenen Woche auffällige Flugobjekte unter anderem über dem Fliegerhorst Nordholz nahe Cuxhaven, bei Bremerhaven, nahe Hamburg, nahe dem Marinestützpunkt in Wilhelmshaven und über einem Erdgasspeicher im ostfriesischen Jemgum an der Ems gesichtet worden. Nach einem Bericht des Rechercheverbunds von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung soll es sich um Drohnen mit Tragflächenspannweiten von drei bis sechs Metern gehandelt haben.
Entsprechende Vorfälle über Deutschland häufen sich. Die Behörden in Niedersachsen nennen jetzt aktuelle Zahlen für ihr Bundesland. So stieg die Zahl verdächtiger Überflüge in Niedersachsen im Jahr 2024 kräftig an. Nach Angaben des Innenministeriums in Hannover registrierte die Polizei im vergangenen Jahr 131 Vorfälle. Das sind fast doppelt so viele wie im Jahr 2023: Damals wurden 70 „verdächtige Feststellungen mit auffälligen Lichtern“ registriert, wie die Drohnenüberflüge in der Behördensprache heißen. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 –dem Jahr des russischen Überfalls auf die Ukraine – wurden lediglich 41 Vorfälle beobachtet. Auch bundesweit steigen die Fälle: Wurden 2021 laut Sicherheitskreisen lediglich vereinzelte Fälle gemeldet, stieg die Zahl 2022 auf 172 und 2023 dann bereits auf 446 Drohnenüberflüge.
Der Urheber der jüngsten Drohnenattacke ist bislang unklar. In Sicherheitskreisen heißt es, es sei davon auszugehen, dass die unbemannten Flugobjekte von der Nordsee kommend in den deutschen Luftraum eingedrungen sind. Teils hätten die Flugobjekte minutenlang in der Luft gestanden, auch Störsender konnten sie nicht vom Kurs abbringen. Ein Indiz, dass hinter den Nachtflügen keine Amateure stecken.
Erst im Januar waren mehrere Überflüge über dem Bundeswehrstandort Husum-Schwesing in Schleswig-Holstein beobachtet worden. Dort werden auch Angehörige der ukrainischen Streitkräfte am Flugabwehrsystem „Patriot“ geschult. Fachleute gehen deshalb davon aus, dass die Überflüge nicht allein Unsicherheit in Deutschland schüren, sondern auch konkret zur Ausspähung militärischer Liegenschaften genutzt werden sollen.
Das niedersächsische Innenministerium erklärte, man nehme „hybride Bedrohungen“ wie Drohnenüberflüge sehr ernst. Die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens (SPD) wolle das Thema bei der Innenministerkonferenz im Frühjahr auf die Tagesordnung setzen.
Gesetzlich ist ein Eingreifen schwierig. Noch darf die Bundeswehr Drohnen nur in Ausnahmefällen abschießen. Um das zu ändern, brachte die scheidende Bundesregierung im Januar einen Gesetzentwurf zur Änderung des Luftsicherheitsgesetzes auf den Weg. Illegal fliegende Drohnen könnten demnach abgeschossen werden. Noch aber ist die gesetzliche Regelung nicht verabschiedet.