Pflicht oder freiwilliger Dienst?

Neue Details: So soll Schwarz-Rot den neuen Wehrdienst planen

04.07.2025 – 10:29 UhrLesedauer: 3 Min.

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Freiwilliger Wehrdienst im Heimatschutz in Burg (Archivbild): Die Bundesregierung arbeitet weiter an Plänen für einen Wehrdienst. (Quelle: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/ZB/dpa-bilder)

Seit Monaten wird ein Wehrdienst in Deutschland kontrovers diskutiert. Die Bundesregierung will nun offenbar Tempo machen. Ein reformierter, freiwilliger Wehrdienst soll ab nächstem Frühjahr kommen.

Die Bundesregierung treibt Insidern zufolge die Pläne für das neue Wehrdienstgesetz voran. Der neue Dienst soll nach Angaben aus Regierungs- und Parlamentskreisen vom Freitag ein halbes Jahr dauern. Mit dieser Kurz-Ausbildung wolle man auf freiwilliger Basis schnell ausreichend Rekruten zumindest für einfache Aufgaben wie Bewachung und Kontrollen gewinnen, sagten mit den Plänen Vertraute der Nachrichtenagentur Reuters.

Aufbauend auf dieser Heimatschutz-Ausbildung könnten die Freiwilligen sich für weitere Zeiträume verpflichten, um etwa den Lkw-Führerschein zu machen oder sich zum Panzerfahrer ausbilden zu lassen. Verankert werden soll dies im neuen Wehrdienstgesetz, das zunächst auf Freiwilligkeit setzen will. Fehlen trotz der kurzen Ausbildungszeit die nötigen Soldaten, soll eine Form der Wehrpflicht greifen. Diese müsse den Plänen zufolge dann nochmals von Kabinett und Bundestag gebilligt werden, hieß es.

Den Insidern zufolge will Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) das Gesetz Ende August im Kabinett beschließen lassen. Es soll ab 2026 greifen. Ab Mai 2026 könnten erste Soldaten nach dem neuen Gesetz ihren Wehrdienst antreten. Sie würden dann bei Bezahlung und anderen Konditionen deutlich besser gestellt als dies beim derzeitigen Freiwilligendienst der Fall ist.

Der Dienst soll so attraktiv sein, dass damit eine zwangsweise Einziehung von Soldaten gar nicht erst erforderlich ist. Durch den raschen Bau improvisierter Kasernen will man den Insidern zufolge sicherstellen, dass die Freiwilligen möglichst heimatnah trainiert werden können.

Dennoch gilt unter Experten reine Freiwilligkeit als kaum ausreichend – selbst wenn mit dem Sechs-Monats-Dienst zwei Ausbildungsläufe pro Jahr möglich sind. Verteidigungsminister Pistorius will die stehenden Streitkräfte angesichts der russischen Bedrohung und den Nato-Anforderungen von gut 180.000 Soldaten auf 260.000 aufstocken.

Als Nebeneffekt des Wehrdiensts erhofft man sich, dass mehr Soldaten länger bei der Bundeswehr bleiben und damit die aktive Truppe stärken. Vor allem aber soll der Wehrdienst helfen, die Zahl der ausgebildeten Reservisten zu verdoppeln. Derzeit stehen etwa 100.000 zur Verfügung. Ziel für die Gesamttruppe sind also 460.000 Soldaten.

Video | Warum sich Zivilisten freiwillig zu Reservisten ausbilden lassen

Quelle: reuters

Daher soll im Wehrdienstgesetz bereits verankert sein, wann man um eine Pflicht nicht mehr herumkommt. Dafür ist den Insidern zufolge kein neues Gesetz geplant, wohl aber eine Form der Befassung von Kabinett und Bundestag, hieß es. Wie viel Spielraum der Bundestag dann noch bekommt oder ob die Pflichtkomponente bei Erfüllung bestimmter Kriterien dann nahezu automatisch greifen wird, sei noch offen.

Ohnehin wird der Gesetzentwurf von Pistorius noch weitere Streitpunkte enthalten: Wenn die Pflichtkomponente greift, muss das Gesetz auch die Frage beantworten, wer dann eingezogen wird. Ein kompletter Jahrgang umfasst etwa 300.000 junge Männer. Die Bundeswehr wird in den nächsten Jahren nach Schätzungen höchstens ein Zehntel ausbilden und unterbringen können. Es müssen also für die Wehrgerechtigkeit Kriterien festgelegt werden, wer gezogen und wer zurückgestellt wird.

Das Verteidigungsministerium äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht.

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