Bürgerschaftswahl 2025

Die SPD-Hochburg Hamburg bröckelt


02.03.2025 – 20:19 UhrLesedauer: 2 Min.

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher: Der SPD-Politiker hat sein Amt verteidigt, musste aber hohe Verluste hinnehmen. (Quelle: IMAGO/dts Nachrichtenagentur)

Die SPD ist zwar klarer Sieger der Bürgerschaftswahl in Hamburg, muss aber hohe Verluste hinnehmen. Ihre traditionelle Dominanz gerät ins Wanken.

Bürgerschaftswahlen in Hamburg verlaufen oft nach einem bekannten Muster: Am Ende gewinnt fast immer die SPD vor der CDU. Nur nach den Wahlen 1953, 2001, 2004 und 2008 wurden Senate ohne Beteiligung der SPD gebildet. Abgesehen von der absoluten Mehrheit der CDU unter Ole von Beust (2004) gelang eine Regierung ohne Sozialdemokraten stets nur mit wenigen Mandaten Vorsprung.

Auch 2025 sieht es nicht anders aus: Trotz deutlicher Verluste behauptete sich die SPD klar vor der Konkurrenz und wird sehr wahrscheinlich auch in den kommenden fünf Jahren den Ersten Bürgermeister stellen.

Die Verwurzelung der „Arbeiterpartei“ SPD in der „Arbeiterstadt“ Hamburg reicht mehr als 130 Jahre zurück. 1890 wurde die Hansestadt der erste Sitz der Partei, die aus zwei Vorgängergruppierungen hervorging. „Hamburg ist die Hauptstadt des Sozialismus“, soll August Bebel, einer der Begründer der deutschen Sozialdemokratie, damals gesagt haben. Die Sozialdemokraten spielten eine entscheidende Rolle, als im Winter 1896/97 rund 17.000 Hafenarbeiter elf Wochen lang streikten.

Politisch dominierte die SPD in Hamburg ab 1890: Bei den Reichstagswahlen bis 1912 gingen alle Hamburger Mandate an die Partei. Dennoch verzichtete sie ab 1918 bis 1930 darauf, als Wahlsieger auch den Ersten Bürgermeister zu stellen – das überließ sie dem Koalitionspartner DDP/DStP (Deutsche Demokratische Partei) oder parteilosen Vertretern. Nach dem Verbot durch das NS-Regime 1933 und der Wiedergründung 1945 gewann die SPD durch den schnellen Wiederaufbau der Stadt und eine sichere Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Heizmaterial rasch das Vertrauen der Bürger.

Figuren wie Max Brauer, Helmut Schmidt, Hans-Ulrich Klose, Klaus von Dohnanyi und Henning Voscherau prägten die Hamburger Politik als pragmatische, bürgernahe „Macher“ mit hohem Ansehen. Sie festigten das Bild der SPD als „natürliche Bürgermeisterpartei“.

Hinzu kommt die Anpassungsfähigkeit der Partei: In Hamburg bildete die SPD bereits 25 Jahre lang stabile Regierungen mit der FDP und 15 Jahre lang mit den Grünen. Zudem ermöglichte ihr die jahrzehntelange Führung des Senats, viele zentrale Positionen in der Stadt zu besetzen und enge Bindungen zu Vereinen und Initiativen aufzubauen.

Das Vertrauen in die seit 2015 bestehende rot-grüne Regierung ist hoch. Kurz vor der Wahl wünschten sich laut „HamburgTrend“ der ARD 52 Prozent der Befragten eine Fortsetzung dieser Koalition. Dennoch bröckelt die deutliche Spitzenposition der SPD auch in Hamburg: Bei der Bürgerschaftswahl 2025 erzielte sie jetzt ihr zweitschlechtestes Ergebnis überhaupt. Nie zuvor ist die SPD schwächer in einen Senat gegangen.

Aktie.
Die mobile Version verlassen