Newsblog 80 Jahre Dresdens Zerstörung

Dresdner bilden Menschenkette für Miteinander


Aktualisiert am 13.02.2025 – 19:31 UhrLesedauer: 5 Min.

Bürger bilden am 80. Jahrestag der Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche eine Menschenkette: Die Landeshauptstadt Sachsens gedenkt der Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg. (Quelle: Robert Michael)

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Auf stille Kranzniederlegungen am Morgen folgen 80 Jahre nach der Zerstörung Dresdens Gedenkveranstaltungen. Am Abend soll die Stimmung umschlagen. Die Polizei bereitet sich auf einen konfrontativen Einsatz in der Altstadt vor. Die Entwicklungen im Überblick.

Die Demonstrationen rund um das Gedenken am 80. Jahrestag der Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg verlaufen am frühen Abend insgesamt friedlich. Das teilte die Polizei der sächsischen Landeshauptstadt gegen 19 Uhr mit. Es habe lediglich drei Anzeigen gegeben. In einem dieser Fälle hatte nach den Polizeiangaben eine unbekannte Person ein Hakenkreuz in den Schnee gemalt.

Die Einsatzkräfte begleiten den weiteren Verlauf der Proteste. Alleine drei Demonstrationszüge der linken Szene sind noch auf dem Weg in Richtung der Dresdner Altstadt.

Menschenkette für Miteinander und Demokratie gebildet

80 Jahre nach der Zerstörung Dresdens durch britische und amerikanische Luftangriffe hat die Stadt erneut ein Zeichen für Versöhnung und Frieden in die Welt gesandt. Um 18 Uhr schloss sich wie jedes Jahr eine Menschenkette um die wiederaufgebaute Altstadt.

Zum Geläut der Innenstadtkirchen standen die Menschen im Schneetreiben für einige Minuten zusammen gegen Krieg, Gewalt und Zerstörung und eine politische Instrumentalisierung der Erinnerung. Vor der Semperoper reihten sich auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) und Prinz Edward Herzog von Kent ein.

Passanten auf dem Theaterplatz vor der Katholischen Hofkirche: Am 13. Februar gedenkt die Landeshauptstadt Dresden der Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg (Quelle: Sebastian Kahnert)

Mitglied der Historikerkommission zum Wandel des offiziellen Gedenkens

Unter den Gästen im Dresdner Rathaus zum Gedenken an den Bombenangriff auf die Stadt vor 80 Jahren war auch Matthias Neutzner, der sich als Mitglied der Historikerkommission intensiv mit den historischen Ereignissen beschäftigt hat.

„Eine solche offizielle Gedenkveranstaltung wäre vor zehn Jahren noch nicht möglich gewesen“, so Neutzner – auch wenn zivilgesellschaftlich schon länger klar gewesen sei, dass dieser Tag für Gespräche über Generationen hinweg dienen müsse. Die diesjährigen Podiumsdiskussionen mit verschiedenen Perspektiven auf den 13. Februar seien ein Schritt in die richtige Richtung gewesen.

Zeitzeugin Nora Lang brachte auf der Bühne ihre anhaltende Fassungslosigkeit zum Ausdruck: „Wieso kommt es immer wieder dazu, dass Tausende unschuldige Menschen, vor allem Kinder, im Krieg ihr Leben verlieren.“ Die Ehrenmedaillenträgerin erlebte die Bombardierung Dresdens als 13-Jährige. „Dann denke ich daran, dass das alles Menschen verursachen. Schon allein auf den Gedanken zu kommen, Bomben zu bauen, da muss man andere Gedanken haben als ich.“

Ihre Rettung sei damals ein kleines Büchlein gewesen, das sie kurz nach dem Krieg in einer Schule in Hellerau erworben habe. Darin habe sie ein Gedicht von Goethe gefunden, das zu ihrem Leitspruch wurde. „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut! Denn das allein
Unterscheidet ihn von allen Wesen, die wir kennen.“

Dirk Hilbert (FDP) hat die Gedenkveranstaltung im Dresdner Rathaus eröffnet. Dresdens Bürgermeister erinnerte daran, was der Zerstörung Dresdens vorausging. „Wir erleben immer wieder, dass Erinnerungen verfälscht, Gedenken vereinnahmt und Fakten verleugnet werden“, so der Oberbürgermeister. „Vor 80 Jahren endete ein Krieg, der Leben ausgelöscht, Städte wie Coventry und Rotterdam zerstört und die Welt für immer verändert hat.“

Außerdem hob Hilbert den Ehrengast Prinz Edward Herzog von Kent, Onkel zweiten Grades des britischen Königs Charles III, hervor. „Gerade in der heutigen Zeit ist es von unschätzbarem Wert, diplomatische Beziehungen aufrechtzuerhalten.“

Der Herzog von Kent sprach auf Deutsch und sagte unter anderem: „Es ist mein Wunsch, die Wunden des Krieges zu heilen.“ Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) blieb der Gedenkveranstaltung fern. Kretschmer habe wegen Verpflichtungen im Landtag absagen müssen.

Rund 100 Menschen haben zu Beginn des 80. Jahrestages der Zerstörung Dresdens 1945 auf dem Nordfriedhof der Stadt der damals im Einsatz ums Leben Gekommenen gedacht. In stiller Erinnerung verharrten auch sächsische Minister sowie Vertreter des Landtages sowie der Polizei und des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Am Gedenkstein für die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr legten sie Kränze nieder, mit einer Schweigeminute wurde der Kriegs- und Einsatztoten generell gedacht.

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