Börsen weltweit im Abwärtsstrudel
Droht jetzt ein neuer Handelskrieg?
Aktualisiert am 31.03.2025 – 12:54 UhrLesedauer: 5 Min.
Die Unsicherheit an den internationalen Finanzmärkten nimmt zu. Neue Spannungen im globalen Handel, eine hartnäckige Inflation und politische Unwägbarkeiten führen bei vielen Anlegern zu Zurückhaltung.
Der deutsche Leitindex Dax ist mit deutlichen Verlusten in die neue Woche gestartet. Zur Eröffnung am Montag notierte das Börsenbarometer knapp ein Prozent tiefer bei 22.253,05 Punkten. Bereits zum Wochenschluss hatte der Dax ein Prozent eingebüßt und bei 22.461,52 Punkten geschlossen.
Im Tagesverlauf zeigt die Tendenz weiter nach unten. Zwischenzeitlich verliert der Dax 1,80 Prozent, womit die Marke von 22.000 Punkten immer näher rückt. Damit weitet der deutsche Leitindex seine jüngste Korrektur vom Rekordhoch auf den tiefsten Stand seit Mitte März aus.
Auslöser der Schwäche sind erneut die Aussagen von US-Präsident Donald Trump, der umfassende reziproke Zölle angekündigt hat. Diese sollen im Gegensatz zu früheren Maßnahmen nicht nur einzelne Länder, sondern fast alle Handelspartner betreffen. Damit schwindet die Hoffnung auf eine moderatere Umsetzung dieser Maßnahmen.
„Die Strafzölle der US-Regierung und die Furcht vor neuen Ankündigungen schon am vergangenen Mittwoch sorgen für Trostlosigkeit auf den Börsenparketten und in den Handelssälen dieser Welt“, sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Brokerhaus CMC Markets. „Die Neigung, Rücksetzer zu kaufen, ist so gut wie verschwunden.“
Ein weiterer belastender Faktor: Die Inflation in Deutschland bleibt hartnäckig. Laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters dürfte die Teuerungsrate im März erneut bei 2,3 Prozent liegen – genauso hoch wie im Januar.
Auch an der Wall Street zeigte sich zum Wochenschluss ein düsteres Bild. Die US-Börsen reagierten empfindlich auf die zunehmenden Spannungen im internationalen Handel. Zusätzlich belastete ein anhaltend hoher Preisdruck die Stimmung der Anleger.
Der Dow Jones Industrial Average verlor am Freitag 1,7 Prozent und rutschte auf 41.583,90 Punkte ab. Noch stärker fiel der Rückgang beim technologieorientierten Nasdaq aus, der 2,7 Prozent auf 17.322,99 Zähler einbüßte. Der breit gefasste S&P 500 gab um zwei Prozent nach und schloss bei 5.580,94 Punkten.
Hintergrund der Kursverluste sind ähnliche Sorgen wie in Europa: Donald Trumps angekündigte Zölle könnten einen neuen globalen Handelskonflikt entfachen. Auch in den USA mehren sich die Stimmen, die vor negativen Folgen für die Wirtschaft warnen.
Die Kombination aus geopolitischer Unsicherheit, protektionistischen Tönen aus dem Weißen Haus und hartnäckiger Inflation führt dazu, dass Investoren zunehmend meiden, hohe Risiken einzugehen. Besonders zinssensible und wachstumsabhängige Technologiewerte gerieten unter Druck.
Auch an den Börsen in Asien hat die neue Woche mit deutlichen Verlusten begonnen. Besonders stark unter Druck geriet der japanische Aktienmarkt. Der Nikkei-Index fiel um 3,8 Prozent auf 35.691,52 Punkte und markierte damit ein Sechsmonatstief. Der breiter gefasste Topix verlor 3,3 Prozent auf 2.667,38 Punkte. Belastet wurde der Markt vor allem durch deutliche Kursverluste bei Autoherstellern und Technologieunternehmen – Branchen, die besonders von Handelsbarrieren betroffen wären.
Alle 33 Branchenindizes an der Tokioter Börse schlossen im Minus. Der Versicherungssektor verlor am Morgen 4,5 Prozent. Besonders deutlich ging es für Chipwerte wie Tokyo Electron (-5,34 Prozent) und Advantest (-6,14 Prozent) bergab.
Auch in China fielen die Kurse: Der Leitindex in Shanghai gab um 0,4 Prozent auf 3.337,31 Stellen nach, der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen verlor 0,3 Prozent.
Die Unsicherheit bei den Investoren wächst spürbar. „Zum ersten Mal seit Jahren sind wir wirklich besorgt über Risikoanlagen“, sagte Ajay Rajadhyaksha, Leiter der Zinsmärkte bei Barclays. „Wenn sich das politische Chaos und die Handelskriege weiter verschärfen, ist eine Rezession in allen großen Volkswirtschaften jetzt ein realistisches Risiko“, so Rajadhyaksha weiter.