Bundestagswahlkampf

Blind-Date auf X: Musk trifft AfD-Chefin Weidel

Aktualisiert am 09.01.2025 – 20:34 UhrLesedauer: 4 Min.

Mit Podcast-Mikrofon und Laptop schaltete sich AfD-Chefin Alice Weidel von ihrem Bundestagsbüro aus in den Live-Talk mit X-Chef Elon Musk. (Quelle: Kay Nietfeld/dpa-POOL/dpa/dpa-bilder)

Elon Musks Lobreden auf die AfD schlagen große Wellen. Vorwürfe der Wahl-Einmischung haben den Milliardär nur noch mehr angespornt. Höhepunkt seiner Werbetour: ein Live-Talk mit AfD-Chefin Weidel.

In einem Online-Gespräch mit AfD-Chefin Alice Weidel hat der US-Milliardär Elon Musk erneut massiv für die Partei geworben, während sie ein düsteres Bild von Deutschland zeichnete. „Nur die AfD kann Deutschland retten“, sagte der Tesla-Chef und enge Berater des künftigen US-Präsidenten Donald Trump in dem Talk auf seiner Plattform X. Sonst werde es in Deutschland noch viel, viel schlimmer werden. Weidel nannte er eine sehr vernünftige Person.

Das mehr als einstündige, auf Englisch geführte Gespräch war der erste persönliche Austausch von beiden. Es wurde weltweit verfolgt und stand wegen Vorwürfen der Wahleinmischung auch unter besonderer Beobachtung von EU und Bundestagsverwaltung. Die Unterhaltung in einem sogenannten X-Space – einer in X integrierten Audioplattform – verfolgten laut einem dort sichtbaren Zähler rund 200.000 Nutzer. Da es aber auch möglich ist, sich anonym zuzuschalten, dürfte die Zahl deutlich darüber liegen.

Weidel war zu dem Gespräch von ihrem Bundestagsbüro in Berlin aus zugeschaltet. Der Unternehmer begrüßte die AfD-Chefin mit einem „Welcome Alice“ und bat sie zuerst darum, Positionen ihrer Partei zu beschreiben. Weidel startete mit einer Generalabrechnung mit der Merkel-Regierung, bezeichnete die langjährige Kanzlerin Angela Merkel (CDU) als Deutschlands „erste grüne Kanzlerin“ und griff deren Zuwanderungs- und Energiepolitik an. Musk erklärte zwar, er sein ein großer Fan von Solarenergie, stimmte Weidel aber in ihrer Kritik an der Abschaltung der Atomkraftwerke zu.

In dem Gespräch, in dem zuerst vor allem Musk die Fragen stellte und sich beide gegenseitig viel zustimmten und lachten, ging es kreuz und quer durch die Themen. Weidel kritisierte zu hohe Steuern in Deutschland und die Bürokratie. Musk berichtete von der Eröffnung seiner Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin. Er habe damals „einen Lastwagen voller“ Papiere bei den deutschen Behörden abliefern müssen.

Beide kritisierten EU-Regulation im Internet, Weidel kritisierte das deutsche Bildungssystem, Musk erklärte, Trump werde den Konflikt in der Ukraine sehr schnell lösen. Er fragte Weidel nach ihrer Haltung im Nahost-Konflikt und ob sie das Existenzrecht Israels anerkenne, was sie bejahte. Im Konflikt mit den Palästinensern sehe sie allerdings aktuell keine mögliche Lösung.

Den Nationalsozialisten Adolf Hitler bezeichnete sie als „Kommunisten“. „Nationalsozialisten, wie das Wort schon sagt, waren Sozialisten“, sagte Weidel. „Er war ein Kommunist und sah sich selbst als Sozialisten.“ Kommunisten, Sozialisten und Sozialdemokraten gehörten unter Hitler zu den politischen Gruppen, die von den Nationalsozialisten unterdrückt und verfolgt wurden.

Zum Schluss des Talks wurde es spacig: Musk kam bei einem seiner Lieblingsthemen, Mars-Reisen, ins Schwärmen, als Weidel ihn danach fragte – und bei seinen langen Ausführungen dann kaum noch zu Wort kam. Schließlich fragte sie Musk, ob er an Gott glaube. Er sei offen für die Vorstellung, sagte er. Sie sei immer noch auf der Suche, erwiderte die AfD-Chefin und schloss am Ende des Gesprächs mit: „Es war wunderbar.“

Musk macht seit Wochen Werbung für die AfD, kombiniert mit Beschimpfungen deutscher Spitzenpolitiker. Das sorgt im Bundestagswahlkampf für viel Unruhe. Die Bundestagsverwaltung prüft, ob möglicherweise illegale Parteienfinanzierung vorliegt. Die Organisation Lobbycontrol hatte die Frage vor dem Gespräch mit Weidel aufgeworfen und darauf verwiesen, dass Wahlwerbung durch Dritte nach Parteiengesetz als Spende gelte. Spenden von außerhalb der EU über 1.000 Euro dürfen Parteien in der Regel dem Gesetz zufolge nicht annehmen.

Kritiker werfen Musk vor, mit Hilfe seiner enormen Reichweite den Ausgang der Bundestagswahl in Deutschland beeinflussen zu wollen. Seine Botschaften auf X lesen und teilen weltweit mehr als 210 Millionen Nutzer.

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