Noch deutlicher äußerte sich Höcke auf Telegram, wo er die eigene Blase bespielt. Dort postete er nach Lucassens Aufschlag pro Wehrpflicht einen langen Textbeitrag und ein Foto von sich mit der Aufschrift „Kanonenfutter für Landesverräter? Bevor wir über die Wehrpflicht reden, muss sich noch viel ändern“.
In dem begleitenden Text zeigt sich Höcke misstrauisch gegenüber der eigenen Armee, der er einen „grundlegenden Neustart“ verordnet. Die Wehrpflicht könne insgesamt nur dort praktiziert werden, „wo Nation, Demokratie und Patriotismus“ intakt seien. Deutschland aber sei davon weit entfernt, behauptet er.
Er adressiert außerdem eine Sorge, die im rechten Lager stark ist: dass deutsche Soldaten nicht nur zur Verteidigung des eigenen Landes eingesetzt werden könnten, sondern auch zur Verteidigung von verbündeten und befreundeten Staaten. So schreibt Höcke, dass „Kriegsgeschrei“ herrsche und zu befürchten sei, dass „die wenigen jungen Deutschen, die es noch gibt“, in einem von „EUrokraten“ (sic!) forcierten Krieg gegen Russland an die Front geschickt würden – „für die Geld- und Rohstoffinteressen eines kleinen Machtzirkels“.
Er schlägt damit ähnliche Töne an wie die neue US-Führung. Donald Trump sowie sein Berater Elon Musk bezeichnen den Krieg in der Ukraine immer wieder drastisch als „meat grinder“, also „Fleischwolf“, den es um jeden Preis zu stoppen gelte. Die Schuld am Fortsetzen des Krieges weisen sie dabei gern nicht etwa dem Aggressor Russland zu, sondern der EU oder der angegriffenen Ukraine.
Zwar hat Höcke in den vergangenen Monaten an Macht und Einfluss in der Partei eingebüßt und sitzt selbst nicht im Bundestag. Doch Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern wählen 2026 einen neuen Landtag. Die Hoffnungen der AfD für diese Wahlen im Osten sind groß – und die Inszenierung als „Friedenspartei“, die nicht zuletzt Höcke früh forcierte, gilt als einer der wichtigsten Wählermagneten dort. Sein Zwischenruf dürfte zumindest Aufsehen erregen und könnte auch einiges Gewicht in der Debatte entfalten. Im Bundestagswahlkampf lobte AfD-Chefin Alice Weidel ihn mehrfach für seinen großen Erfolg bei der Landtagswahl.