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In nur 15 Minuten könnte der Vesuv ganze Städte vernichten. Wissenschaftler beobachten beunruhigende Signale. Steht Italien vor einem neuen verheerenden Ausbruch?

Südöstlich von Neapel ragt der Vesuv 1.281 Meter hoch in den Himmel – ein Doppelgipfelvulkan mit dramatischer Geschichte. Sein Krater, 200 Meter tief, liegt innerhalb der Überreste des Monte Somma, dessen einstige Höhe auf 2.500 Meter geschätzt wird. Heute ist von ihm nur noch ein sichelförmiger Wall übrig.

Der Vesuv thront über einer Subduktionszone, in der die Afrikanische Platte mit etwa zwei bis drei Zentimetern pro Jahr unter die Eurasische Platte geschoben wird. Diese Bewegung verursacht einen explosiven Vulkanismus: Plötzliche, heftige Eruptionen mit gewaltigen Aschenauswürfen – bekannt als „Plinianische Tätigkeit“, benannt nach dem berühmten Ausbruch von 79 n. Chr., den Plinius der Jüngere beschrieb.

Und der feuerspeiende Riese bleibt bis heute unberechenbar. Feine Aschepartikel seiner Eruptionen steigen bis in die Stratosphäre und können sogar das Klima beeinflussen. Neapel lebt mit dem Vulkan – in ständiger Spannung.

Am vergangenen Wochenende ist die Stadt erneut von mehreren Erdbeben erschüttert worden. Das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) gab die Stärke mit 4,4 an. Seit elf Jahren gilt für das Gebiet die Alarmstufe Gelb, die zur Vorsicht aufruft. Das jüngste Erdbeben hatte dieselbe Stärke wie ein Erdbeben im vergangenen Mai. Es war damals das stärkste Erdbeben seit rund 40 Jahren. Zudem steigt die Sorge in der Region, dass es zu einem Ausbruch des Vulkans kommen könnte.

Italienische Medien berichten nun von einem Evakuierungsplan, der in diesem Fall zum Tragen kommen würde. Kommt der Supervulkan nicht zur Ruhe, könnte das komplette betroffene Gebiet in einem Radius von der Hafenstadt Pozzuoli bis Neapel evakuiert werden. Die Pläne dafür sehen vor, dass im Falle eines Ausbruchs rund 500.000 Menschen innerhalb von drei Tagen den Bereich verlassen müssen.

Blick auf Neapel und den Vesuv: Die schlafende Gefahr könnte bald erwachen. (Quelle: imago-images-bilder)

Der Vesuv gehört zur Kategorie der Stratovulkane, auch Schichtvulkane genannt. Typisch ist ihre kegelartige Form mit einem Krater an der Spitze.

Stratovulkane entstehen meist über Subduktionszonen und gelten als besonders explosiv. Neben dem Vesuv zählen auch der Mayon auf den Philippinen, der Fujiyama in Japan, der Mount St. Helens in den USA und der Ätna auf Sizilien zu dieser beeindruckenden, aber gefährlichen Vulkanform.

Der Vesuv ist aber nicht nur einer der bekanntesten, sondern auch einer der tödlichsten Vulkane der Welt. 79 n. Chr. begrub ein gewaltiger Ausbruch die römischen Städte Pompeji und Herculaneum unter Asche, Glutlawinen und Schlammströmen. Mindestens 2.000 Menschen starben. Doch es war nur der Anfang einer langen Geschichte von Eruptionen.

Nach monatelangen Erdbeben und Rauchentwicklungen kam es am 16. Dezember 1631 zu einer heftigen Eruption, am 17. Dezember folgten tödliche Schlamm- und Schuttströme, sogenannte Lahare. Rund 4.000 Menschen starben. Am 16. Juni 1794 begrub ein Lavastrom die Stadt Torre del Greco – bereits zum dritten Mal seit 1631.

Zwischen 1874 und 1880 ließ eine besonders lange Aktivitätsphase neue Lavaformationen entstehen, darunter den Colle Margherita und Colle Umberto. Insgesamt förderte der Vulkan 86 Millionen Kubikmeter Lava zutage.

Eine Aufnahme vom 1. Januar 1910: Neapel im Schatten des unberechenbaren Vulkans. (Quelle: imago stock&people)

1906 folgte einer der größten Vesuv-Ausbrüche der Neuzeit. Tonnenschwere Blöcke flogen kilometerweit, in Neapel türmte sich die Asche meterhoch. Der Gipfel schrumpfte durch den gewaltigen Materialauswurf um 107 Meter. 1944 erfolgte der bislang letzte große Ausbruch. Explosionen schleuderten große Mengen Vulkanasche in die Luft, pyroklastische Ströme und Lavaströme wälzten sich die Hänge hinab. Die Orte Massa di Somma und San Sebastiano wurden unter der Lava begraben, mehr als 12.000 Menschen mussten evakuiert werden. 26 Menschen kamen ums Leben.

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