Rätselhafte Zahlungsaufforderung

Betrüger versuchte wohl Millionenklau bei Lewandowski-Transfer


17.10.2024 – 17:22 UhrLesedauer: 3 Min.

Robert Lewandowski: Er wechselte 2022 vom FC Bayern zum FC Barcelona. (Quelle: Bagu Blanco / PRESSINPHOTO/imago-images-bilder)

Beim Transfer von Robert Lewandowski vom FC Bayern zum FC Barcelona flossen Millionen. Ein Teil des Geldes wäre dabei aber wohl fast in den falschen Händen gelandet.

Es war einer der größten Transfers des Fußball-Sommers 2022: Mit Robert Lewandowski wechselte einer der besten Mittelstürmer der Welt vom FC Bayern zum FC Barcelona. Rund 45 Millionen Euro überwiesen die Katalanen für den damals 33-Jährigen an den deutschen Rekordmeister.

Bei dem Transfer eines Spielers fließt jedoch für gewöhnlich nicht nur eine Ablösesumme, sondern auch stattliche Provisionen an Spielerberater. Einer der größten Namen im Geschäft, der auch den Lewandowski-Deal vermittelte, ist Pini Zahavi. Und genau diesen im Fußballgeschäft bekannten Namen wollte sich wohl ein Betrüger zunutze machen.

Wie der „Spiegel“ berichtet, ging kurz nach dem Wechsel von Lewandowski beim FC Barcelona eine E-Mail mit dem vermeintlichen Absender Zahavis ein. Demnach forderte der Berater den Verein darin vermeintlich auf, eine Kommission für den Lewandowski Deal in Höhe von einer Million Euro an ein Konto bei der Bank of Cyprus auf den Namen des Anwaltes Michael D. zu überweisen. Der Betrag werde von der Gesamtprovision abgezogen, soll es in der E-Mail geheißen haben. Das Problem: Weder Lewandowski noch Zahavi kennen den Recherchen zufolge einen Anwalt namens Michael D.

Der „Spiegel“ ist der Herkunft der E-Mail in einer gemeinsamen Recherche mit dem Netzwerk „OCCRP“, dem spanischen Radiosender „Cadena SER“ und der niederländischen Plattform „Follow the Money“ auf den Grund gegangen. Demnach ist Fakt: Die E-Mail existiert. Dem Nachrichtenmagazin soll ein Screenshot der Mail vorliegen und der Verein habe sowohl den Eingang der Mail als auch den Inhalt bestätigt.

Fraglich ist der Recherche zufolge, was nach dem Eingang der E-Mail passierte. Eine Quelle, die mit den Vorgängen auf Zypern vertraut sein soll, soll die Geschehnisse im Gespräch mit dem „Spiegel“ folgendermaßen dargestellt haben: Wenige Tage vor dem Lewandowski-Wechsel soll ein niederländischer Staatsbürger mit dem Namen Michael D. ein Konto bei der Bank of Cyprus eröffnet haben. Wenige Tage später sei dann tatsächlich eine Zahlung aus Barcelona in Auftrag gegeben worden.

Pini Zahavi: Er war an dem Lewandowski-Transfer beteiligt. (Quelle: Andy Rowland/imago-images-bilder)

Die Bank habe die Zahlung allerdings nicht akzeptiert. Der Grund: Nach Angaben der Bank überprüft sie die Identität eines jeden Kontogründers entweder mit einem persönlichen Treffen oder einer Videokonferenz mit dem Kontogründer. Zudem brauche es ein gültiges Ausweisdokument sowie weitere Prüfgänge.

Selbst nach einer Beschwerde des falschen Zahavi, in der die Bank ausdrücklich zur Annahme der Zahlung aufgefordert wurde, habe die Bank das Geld nicht angenommen und das Konto von Michael D. im Oktober 2022 wieder geschlossen.

Der FC Barcelona erzählt die Geschichte dem „Spiegel“ zufolge anders: Der Verein habe mitgeteilt, festgestellt zu haben, dass die angebliche E-Mail-Adresse Zahavis nicht mit der in der Vereins-Datenbank übereingestimmt habe. Eine Nachfrage des Vereins bei Zahavi habe dann ergeben, dass die E-Mail nicht von ihm stammte und der Klub habe den Betrugsversuch der Polizei gemeldet.

Die beiden Versionen der Vorkommnisse unterscheiden sich also in der Frage, ob der FC Barcelona versucht hat, das Geld zu überweisen oder nicht. Auf Nachfrage des „Spiegels“ habe der Verein behauptet, dass der Absender der E-Mail kein Geld empfangen habe. Zu der Frage, ob der Klub denn versucht habe zu bezahlen, wollte sich der Klub dem Bericht nach nicht äußern. Eine „Spiegel“-Anfrage an die katalanische Polizei habe zumindest zu der Bestätigung geführt, dass der Klub mit der Behörde Kontakt aufgenommen, jedoch keine Anzeige erstattet habe.

Zahavi selbst teilte auf „Spiegel“-Anfrage mit, dass Barcelona ihn tatsächlich wegen der Rechnung kontaktiert habe und er die Sache aufgeklärt habe. Daraufhin habe ihn ein Verantwortlicher des Klubs bei seinem nächsten Besuch umarmt, weil er den Klub vor einem „schrecklichen Fehler“ bewahrt habe.

Der „Spiegel“ machte schließlich auch Michael D. noch ausfindig. Nach Angaben des Blattes wollte er weder mit den Journalisten sprechen, noch telefonieren. Per E-Mail habe er lediglich mitgeteilt, dass er nichts von der Sache wisse und auch kein Konto bei der Banky of Cyprus habe. Sein Ausweis sei aber im Jahr 2022 gestohlen worden und es handele sich um Identitätsdiebstahl. Auf einem Facebook-Profil soll der Mann zeitweise ein Foto des Camp Nou, dem Stadion des FC Barcelona, hochgeladen gehabt haben.

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