Verdacht auf versuchten Prozessbetrug

Betroffenen-Organisation zeigt Kardinal Woelki an

24.06.2025 – 07:14 UhrLesedauer: 1 Min.

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Kardinal Rainer Maria Woelki (Archivbild): Er wurde von einer Betroffenen-Organisation angezeigt. (Quelle: IMAGO)

Das Erzbistum Köln soll wichtige Dokumente in einem schweren Missbrauchsfall vorenthalten haben. Die Betroffenen-Organisation „Eckiger Tisch“ stellt deswegen Strafanzeige bei der Kölner Staatsanwaltschaft.

Im Fall der Missbrauchsvorwürfe gegen einen ehemaligen Priester hat Matthias Katsch, Sprecher der Betroffenen-Organisation „Eckiger Tisch“, mit drei Anwälten Anzeige gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki erstattet. Das berichtet der WDR und der „Kölner Stadtanzeiger“. Der Vorwurf sei möglicher Prozessbetrug.

Konkret gehe es um das Verfahren der Betroffenen Melanie F., die in den 1980er-Jahren von ihrem Pflegevater, einem Geistlichen, missbraucht worden sei. Melanie F. fordere vom Erzbistum Köln Schmerzensgeld und Schadensersatz in Höhe von über 800.000 Euro. Das Erzbistum bestreite die Taten nicht, lehne aber die Haftung ab. Streitpunkt im Prozess sei, ob der Missbrauch als Privatangelegenheit oder im Rahmen des Priesteramtes geschehen sei.

Laut neu aufgetauchten Dokumenten, die dem WDR vorliegen, wusste das Erzbistum bereits früh von der Situation. Schriftstücke aus den 1980er-Jahren würden belegen, dass der damalige Kardinal Joseph Höffner Bedingungen stellte, bevor Priester Bernd Ue. Kinder aufnehmen durfte. Konkret habe er eine Haushälterin beschäftigen sollen. Diese Auflage sei nach Ansicht der Anzeigenerstatter nicht überwacht worden. Der Priester habe Melanie F. somit über Jahre unbeaufsichtigt missbrauchen können.

Die Anwälte des Kardinals hätten in ihrer Klageerwiderung die Bedingung zur Einstellung einer Haushälterin jedoch verharmlosend als „angedacht“ bezeichnet. Melanie F.s Anwalt kritisiere dies als „unredlich“.

Die Betroffene selbst äußerte im WDR-Gespräch Hoffnung auf eine faire gerichtliche Klärung. Die nächste Verhandlung im Zivilprozess findet am 1. Juli statt. Stellungnahmen des Erzbistums liegen bislang nicht vor.

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