Einmal noch streift sich Johannes Bitter das Trikot des HSV Hamburg über. Am Sonntag beendet der 42-jährige Weltmeister von 2007 seine erfolgreiche Handball-Karriere.

Wenn sich der HSVH und die SG Flensburg-Handewitt am Sonntagnachmittag (15 Uhr, Dyn/Welt) in der Barclays Arena gegenüberstehen, wird es emotional: Für die Hamburger ist es das letzte Heimspiel eines turbulenten Jahres, in dem es beinahe einen Zwangsabstieg gegeben hätte. Es ist das Derby gegen einen der beiden großen Nord-Rivalen. Und es ist das allerletzte Spiel der HSVH-Legende Johannes „Jogi“ Bitter.

Der 42-Jährige beendet seine Profilaufbahn nach 26 Saisons, 23 davon hat er in der 1. Bundesliga verbracht. Käme er tatsächlich zum Einsatz, wäre es Bitters 658. HBL-Spiel – Rekord unter den (noch) aktiven Spielern. Nur Carsten Lichtlein hat es mit 712 Partien auf noch mehr Einsätze gebracht.

Die Krönung des Jogi Bitter liegt schon fast 18 Jahre zurück. Am 4. Februar 2007 lastete plötzlich die Last einer gesamten Sportnation auf den Schultern des Torhüters. Es war das WM-Finale gegen Polen in Köln. Henning Fritz, die erfahrene Nummer 1, hatte sich in der zweiten Halbzeit verletzt und konnte nicht mehr weiterspielen. Beim Stand von 20:14 für Deutschland musste Bitter in der 36. Minute übernehmen. Mit mehreren starken Paraden wurde er in den Minuten danach zu einem Helden – und sensationell zum Weltmeister.

Im Sommer nach dem WM-Triumph traf Johannes Bitter eine folgenschwere Entscheidung. Nach fünf Jahren beim SC Magdeburg wechselte der damals 24-Jährige die Elbe rauf nach Hamburg. Den HSV verließ er 2016 nur unfreiwillig: Der Verein, mit dem Bitter Deutscher Meister (2011) wurde, die Champions League gewann (2013) und im DHB-Pokal auftrumpfte (2010), war insolvent und musste aus der Bundesliga absteigen. Den Hamburger Neustart in der 3. Liga verfolgte Bitter anschließend aus dem Tor des TVB 1898 Stuttgart heraus.

Fünf Jahre hielt es der gebürtige Oldenburger bei den Schwaben aus, eher zum HSVH zurückkehrte. Die Hamburger brauchten im Sommer 2021 als Erstliga-Aufsteiger unbedingt einen erfahrenen Rückhalt, der sich mit Stadt und Verein gut auskannte. Und Jogi Bitter stellte mit dem Wechsel in seine alte Heimat neben seinem Dasein als „Oldie“ im Tor die Weichen für die Karriere nach der Karriere. Mittlerweile ist er hauptamtlich Vizepräsident und Sportdirektor. Weil die HSVH-Torhüter Mohamed El-Tayar und Robin Haug in dieser Saison aber lange verletzt ausfielen, stellte sich Jogi Bitter für einige Wochen noch einmal selbst in den Kasten.

Es soll am Sonntag eine letzte große Party zu Ehren der scheidenden Legende werden. Der HSVH hat eigens ein Sondertrikot mit einer speziellen „Danke Jogi“-Prägung entworfen. Fans sollen ganz in Weiß kommen, wünscht sich der Verein. Die Barclays Arena war schon Tage vor dem Spiel restlos ausverkauft.

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