Berliner Schaubühne

Traditionstheater droht die Insolvenz


21.11.2024 – 00:08 UhrLesedauer: 2 Min.

Das Haus der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz. (Quelle: IMAGO)

Die Schaubühne gilt als eines der einflussreichsten Theater Deutschlands. Nun schlägt das Traditionshaus Alarm. Kürzungen bedrohen wohl die Existenz der Spielstätte.

Sie gilt als eines der traditionsreichsten und in der Kultur- und Theaterszene einflussreichsten Häuser in Deutschland: die Berliner Schaubühne. Seit 1981 gilt die Schaubühne mit ihren innovativen und teilweise auch provokanten Inszenierungen als Anlaufstelle für große Regisseure, Autoren und Schauspieler. Namen wie Peter Stein, Thomas Ostermaier, Falk Richter, Joachim Meyerhoff, Katharina Schüttler, Nina Hoss oder Lars Eidinger prägten das Ensemble des Schauspielhauses. Nun droht der Schaubühne die Insolvenz.

Der Grund ist das milliardenschwere Sparprogramm der CDU-geführten Berliner Landesregierung. Zwar betragen die geplanten Kürzungen für die Schaubühne nur 1,8 Millionen Euro, dennoch könne dies fatale Folgen haben, wie das Haus nun mitteilte. „Das würde zu einer Insolvenz der Schaubühne bereits Ende 2025 führen“, wie es in der Pressemitteilung heißt.

Zu vermeiden wäre die Insolvenz nur, „wenn die Schaubühne sich einem massiven Abbau- und Umbauprogramm unterzieht und damit das verliert, wofür sie in Berlin und überall auf der Welt steht.“ Bereits jetzt sei angesichts der Einsparzwänge als erste Notmaßnahme geplant, die kleine experimentelle Spielstätte „Studio“ zu schließen.

„Der Senat schlägt ein neues Kapitel in der Stadtgeschichte auf, in dem durch die Schwerpunkte im Haushalt abzulesen ist, welchen Stellenwert die Kultur zukünftig in Berlin haben wird“, kritisierte der Künstlerische Leiter der Schaubühne, Thomas Ostermeier.

Die Schaubühne wurde 1962 gegründet und gehört zu den bekanntesten Theatern Deutschlands. Seit 1999 wird sie von Ostermeier künstlerisch geleitet. Zum Ensemble gehören etwa Lars Eidinger und das langjährige Ermittlerduo des Dortmunder ARD-„Tatorts“, Anna Schudt und Jörg Hartmann. Nach Angaben des Theaters stehen jährlich mehr als 500 Vorstellungen in Berlin auf dem Spielplan sowie bis zu 100 Gastspielvorstellungen auf der gesamten Welt. „Dieses umfangreiche Programm wäre nur noch über einen geringen Zeitraum aufrechtzuerhalten“, so die Schaubühne.

In Berlin müssen sich viele Kulturbetriebe kommendes Jahr auf erhebliche Einsparungen einstellen. Insgesamt sollen bei ihnen rund 130 Millionen Euro wegfallen, etwa 12 Prozent ihres Budgets. Grund dafür ist ein milliardenschweres Sparprogramm für den Landeshaushalt, das Vertreter der Regierungskoalition am Dienstag vorgestellt haben. Am Donnerstag debattieren die Abgeordneten auf seiner Sitzung über die Pläne.

Der Berliner CDU-Kultursenator Joe Chialo kritisiert die weitgehenden Sparpläne der CDU/SPD-Koalition in Berlin, nannte sie „drastisch und brutal“. Er will die Streichungen in dem genannten Umfang nicht akzeptieren und kündigte an, sich mit seinem Parteifreund und Finanzsenator Stefan Evers noch einmal zusammenzusetzen. „Für uns ist die Zahl, die draußen kursiert, noch nicht das Ende“, so Chialo im RBB.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sagte, die Entscheidungen für den Kulturbereich schmerzten. „Wir müssen jetzt schauen, und das hoffe ich auch von den Häusern, auch im Gespräch mit unseren Kultureinrichtungen, wie wir es hinbekommen, dass hier noch wirtschaftlicher gearbeitet wird.“

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