„Über die Köpfe hinweg entschieden“
Schüler protestieren in Berlin gegen Wehrdienst
04.12.2025 – 15:48 UhrLesedauer: 2 Min.
Die Wehrdienst-Pläne der Regierung stoßen bei jungen Menschen auf Widerstand – auch in Berlin. Jetzt wird für einen Protest mobilisiert.
Zahlreiche Jugendorganisationen wollen am Freitag in Berlin gegen die Wehrdienst-Pläne von Union und SPD demonstrieren. Das kündigte unter anderem die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Berlin (GEW) an. Laut dem Versammlungskalender und einem Sprecher der Polizei sind zwei Demonstrationen für Freitag angemeldet.
Die erste beginnt um 16 Uhr am Oranienplatz. Unter dem Motto „Demo gegen die Wehrpflicht“ laufen die Protestierenden bis zum Rathaus Neukölln. Angemeldet sind nach Angaben der Polizei rund 2.000 Teilnehmer. Die zweite Demo startet unter demselben Motto bereits um 12 Uhr am Halleschen Tor in Kreuzberg.
Der Vorsitzende des Landesschülerausschusses, Orcun Ilter, sagt der Berliner Lokalredaktion von t-online: „Sie gehen auf die Straße, weil die Pläne über die Köpfe der jungen Leute hinweg entschieden wurden“. Es habe „keine Form der Mitbestimmung gegeben“, an der junge Menschen beteiligt waren. Er sei mit vielen Schülern in Kontakt und nehme die Sorge wahr, „früher oder später eine Waffe in der Hand halten zu müssen“.
Die Wehrdienst-Pläne seien eine zusätzliche Belastung. Der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine und der Nahostkonflikt würden bei vielen Schülern neben dem Leistungsdruck bereits Ängste auslösen. Laut einer Forsa-Umfrage lehnen 63 Prozent der 18- bis 29-Jährigen die Wehrpflicht ab.
Die Senatsbildungsverwaltung teilte zu den geplanten Demos mit: „Für den kommenden Freitag gilt jedoch – wie an allen Schultagen – die reguläre Schulpflicht. Ein Fernbleiben vom Unterricht aus Anlass der angekündigten Aktionen wird daher als unentschuldigt vermerkt.“
Der Streit um den Wehrdienst könne aber durchaus im Unterricht behandelt werden, so der Senat. „Uns ist bekannt, dass das Thema viele Schülerinnen und Schüler aktuell beschäftigt.“
Dass womöglich einige noch während der Schulzeit an den Demos teilnehmen, ist für Ilter nicht neu. Auch die Reaktion der Senatsbildungsverwaltung überrasche ihn nicht. „Wir hatten die Situation bereits damals mit den Fridays-for-Future-Demonstrationen“, sagt er. Bei der Teilnahme an den Demos gehe es aber vielen darum, ihre „Sorgen und Nöte kundzutun“ und Teil des demokratischen Prozesses zu sein.
