
Ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten zwischen den Pfosten hat Ann-Katrin Berger schon mehrfach unter Beweis gestellt. Spektakulär war unter anderem das, was die Torhüterin im Sommer im EM-Viertelfinale gegen Frankreich ablieferte. Völlig zu Recht wurde Berger im Anschluss an ihren sensationellen Auftritt als Heldin gefeiert. Diese EM war ihr Turnier – nach Jahren als Ersatztorhüterin im DFB-Team.
Dennoch: Die Europameisterschaft wäre der perfekte Zeitpunkt gewesen, um im Nachgang im fortgeschrittenen Fußballerinnenalter in Würde abzutreten – auf dem Höhepunkt des eigenen Schaffens und mit vorausschauendem Blick auf das, was das Team künftig braucht: Beständigkeit auf der Torhüterinnen-Position.
Diesen wichtigen Schritt zu gehen, hat die 35-jährige Berger verpasst. Die zweite Chance bot sich ihr nun nach dem verlorenen Finale in der Nations League Anfang des Monats. Doch auch diese ließ sie verstreichen. Genauso wie Bundestrainer Christian Wück, der die Zukunft im DFB-Tor schon nach der EM mit mehr Weitsicht hätte angehen und Berger einen Rücktritt hätte nahelegen müssen.
Mit Stina Johannes steht nämlich eine Torhüterin mit enormer Qualität als Berger-Nachfolgerin parat. Über neun Jahre jünger als Deutschlands aktuelle Nummer eins, Stammkraft beim Spitzenteam Wolfsburg, dazu auch schon mit ersten Erfahrungen im DFB-Gehäuse. Johannes, wie Berger übrigens eine Elfmeterkillerin, ist Deutschlands Zukunft – und sollte bereits Deutschlands Gegenwart sein.
Das nächste Turnier ist erst die Weltmeisterschaft 2027. Anderthalb Jahre vorher hätte Wück den Aufbau von Johannes als WM-Torhüterin ideal vorantreiben können. Doch Berger macht den Weg nicht frei und sabotiert damit die Weiterentwicklung der deutschen Elf. Das ist egoistisch und verantwortungslos. Bergers gerade erst errichtetes Denkmal fängt bereits an zu bröckeln.