Bundesliga-Stürmer vor DFB-Länderspiel
„Bei mir geht’s aufs Mentale“
15.11.2024 – 20:08 UhrLesedauer: 2 Min.
Das Thema Belastung von Fußballern wurde selten so viel diskutiert wie in diesen Wochen. Auch Stuttgarts Ermedin Demirović macht sich seine Gedanken. Dabei ist es nicht nur eine Frage des Körpers, sondern auch des Geistes.
Auch mit 26 Jahren und der Erfahrung aus mehr als 200 Pflichtspielen erlebt Ermedin Demirović in seiner Karriere neue Dinge. Der langjährige Stürmer des SC Freiburg und des FC Augsburg spielt seit seinem Wechsel zum VfB Stuttgart im Sommer erstmals international. Mit dem Vizemeister ist der Bosnier in der Champions League unterwegs, durfte in allen vier Partien ran. Dazu kommen 13 Einsätze in der Bundesliga, dem DFB-Pokal und dem Supercup. Und auch in der bosnischen Nationalmannschaft ist er unverzichtbar, kam sowohl im September als auch im Oktober zum Einsatz.
So hat er Mitte November in drei Monaten bereits 20 Pflichtspiele bestritten. „Das ist schon sehr viel, muss ich sagen“, erklärte der Stürmer offen auf der Pressekonferenz vor dem Länderspiel gegen Deutschland am Samstag (ab 20:45 Uhr im Liveticker bei t-online). „Klar, ich habe auf diese Tage hingearbeitet. Das war mein Ziel, jeden Wettbewerb mitzunehmen, und ich bin stolz darauf, dass ich die Möglichkeit habe, jedes Spiel spielen zu dürfen.“
Doch die vielen Spiele haben auch ihre Schattenseiten: „Bei mir geht’s mehr aufs Mentale als auf das Physische. Das Fußballspielen bekommst du irgendwie gebacken, aber jedes Mal in einem anderen Hotel sein, immer auswärts sein, das ist nicht unbedingt einfach.“
Ähnlich äußerte sich der ehemalige deutsche Handball-Nationaltorwart Henning Fritz, der mit den psychischen Folgen des straffen Kalenders zu kämpfen hatte. „Die vielen Spiele, aber vor allem die vielen Reisen, haben mich sehr bedrückt. Du machst ja nichts anderes, außer im Bus, im Zug oder im Flieger zu sitzen. Wirklich zur Ruhe kam ich aber nicht“, sagte er schon im Dezember 2018 im t-online-Interview.
So schön es von außen manchmal klingen mag, nach einem Spiel in Stuttgart unter der Woche nach Madrid zu reisen und am Wochenende darauf nach Bremen zu fahren, so ist es eben auch viel Reisestress für die Sportler. Aber: Diese vielen Spiele ermöglichen auch die Millionengehälter, die die Profis kassieren. Dessen ist sich auch Ermedin Demirović bewusst: „Es gehört zum Job dazu, deshalb sind wir alle Fußballer geworden. Neben den negativen Seiten ist es auch positiv, so viele tolle Spiele und Städte mitzunehmen.“
Verschleiß im Körper verspüre er nicht, noch nicht, so Demirović. „Noch kann ich das. Ich spiele zum ersten Mal so viele Spiele am Stück.“ Die Frage ist nur, wie es für ihn aussieht, wenn er auch die kommenden Jahre die Belastung aus Liga, Pokal, internationalem Wettbewerb und Nationalmannschaft hat.