Konzern in der Krise

Zahlreiche Bahnprojekte werden offenbar teurer

29.03.2025 – 17:19 UhrLesedauer: 2 Min.

Zahlreiche Bauprojekte der Bahn werden offenbar teurer, als zunächst angenommen. (Symbolfoto) (Quelle: Ralph Peters)

Die Bahn steckt laut ihres Chefs in der schwersten Krise seit Jahrzehnten. Zudem sollen bei mehreren Großprojekten weiter die Kosten steigen.

Die Deutsche Bahn kämpft offenbar mit deutlichen Kostensteigerungen bei mehreren Großprojekten. Besonders betroffen sind die zweite Stammstrecke der Münchner S-Bahn und die „Generalsanierung“ der Strecke Hamburg–Berlin. In beiden Fällen übersteigen die Ausgaben die ursprünglichen Planungen mittlerweile um Milliardenbeträge.

Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ haben sich die Kosten für die Münchner S-Bahn-Stammstrecke inzwischen auf rund 7,8 Milliarden Euro erhöht – bei ursprünglich veranschlagten 3,85 Milliarden Euro. Ferner ist laut eines internen Papiers mit weiteren deutlichen Mehrkosten „im Milliardenbereich“ zu rechnen. Eine Bahnsprecherin wollten sich auf Nachfrage dazu nicht äußern.

Auch bei der Generalsanierung der Strecke Hamburg–Berlin entwickelt sich das Projekt zur finanziellen Belastungsprobe. Die Bahn hatte im vergangenen Jahr mit 1,7 Milliarden Euro gerechnet, später von 2,2 Milliarden gesprochen – inklusive eines Risikopuffers von 400 Millionen Euro.

Aktuell beziffert ein internes Bahn-Dokument die Kosten auf 2,5 Milliarden Euro. Dabei wurde auf den Einbau des modernen Zugleitsystems ETCS inzwischen verzichtet. Mehrere Aufsichtsräte sollen die Zahl laut dem Bericht bestätigt haben, während eine Bahnsprecherin auf Nachfrage angab, dass man weiter von 2,2 Milliarden Euro Kosten ausgehe.

Auch andere Projekte bleiben nicht verschont. Die Berliner S-Bahn-Linie S21 soll statt 623 nun 744 Millionen Euro kosten, der Ausbau der Linie S13 zwischen Troisdorf und Bonn statt 833 nun 1,1 Milliarden Euro.

Die Häufung von Kostensteigerungen alarmiert inzwischen auch den Aufsichtsrat des Konzerns. Bei einer Sitzung in der vergangenen Woche sei deutlich geworden, dass sich die Bahn regelmäßig bei Ausschreibungen, Mengenbedarfen und Nachtragspuffern verschätze. Die Forderung der Kontrolleure: mehr Planungstreue und realistischere Kostenrahmen.

Im Konzern selbst verweist man hingegen auf die Unschärfen zu Projektbeginn. Zu Beginn gebe es nur grobe Kostenschätzungen, erst mit fortschreitender Planung lasse sich die Entwicklung genauer abbilden, so eine Sprecherin.

Bahn-Chef Richard Lutz hatte am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz davon gesprochen, dass man 2025 operativ wieder schwarze Zahlen schreiben wolle. Helfen soll dabei der Abbau von 10.000 Stellen bis Ende 2027. Laut Lutz steckt der Staatskonzern in seiner größten Krise seit 30 Jahren.

Mittelfristig setzt Lutz auf zusätzliche Investitionen mit Geldern aus dem 500-Milliarden-Euro-Sondertopf zur Modernisierung der Infrastruktur, die Union und SPD als wahrscheinliche Koalitionspartner planen. Außerhalb des normalen Haushalts braucht die Bahn Lutz zufolge mindestens 80 Milliarden Euro für das bestehende Netz. Inklusive Aus- und Neubauprojekten und einer schnelleren Digitalisierung seien es 150 Milliarden Euro.

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