Southport-Killer
„Es ist gut, dass diese Kinder tot sind“
Aktualisiert am 23.01.2025 – 19:13 UhrLesedauer: 5 Min.
Die Messerattacke von Southport löste in Großbritannien große Bestürzung, aber auch Krawalle aus. Seitdem wird über Behördenversagen auf der Insel diskutiert.
Er stürmte im Juli 2024 in einen Taylor-Swift-Tanzworkshop im englischen Southport. Dort stach Axel R. wahllos auf die teilnehmenden Kinder ein. Die neunjährige Alice, die sieben Jahre alte Elsie und die sechsjährige Bebe starben. Der 18-Jährige versuchte, acht weitere Kinder zu töten, ebenso zwei Erwachsene. Jetzt wurde Axel R. wegen dreifachen Mordes, zehnfachen versuchten Mordes, des Besitzes eines Messers, des Giftes Rizin und eines Handbuchs der Terrororganisation al-Qaida zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Verkündung des Liverpooler Crown Court hatte sich verzögert, weil R. die Richterin angeschrien hatte, dass er krank sei. Er wurde des Raumes verwiesen und soll tatsächlich am Morgen in einem Gefängniskrankenhaus behandelt worden sein.
Die Polizei hatte schon früh in ihren Ermittlungen festgestellt, dass der Angriff „kein zufälliger Akt“ war, „sondern ein geplanter und überlegter Versuch, einen Massenmord zu begehen“. Der 18-Jährige selbst soll schon kurz nach der Festnahme der Polizei laut „The Times“ gesagt haben: „Es ist gut, dass diese Kinder tot sind … Ich bin so froh … so glücklich.“
Am ersten Prozesstag am 20. Januar bekannte sich der Angeklagte überraschend in allen Punkten schuldig. Nicht nur des Mordes und des versuchten Mordes, sondern auch des Terrorismus. Ein brisantes Geständnis. Denn trotz intensiver Ermittlungen hatte die Polizei nach eigenen Angaben bei Axel R. kein terroristisches Motiv gefunden. Im Laufe des Prozesses wurde jedoch offenkundig, dass es im Vorfeld viele Hinweise gegeben hatte, dass Axel R. gewalttätig werden könnte.
Der in der walisischen Hauptstadt Cardiff geborene Axel R. war bereits mit 13 Jahren entsprechend aufgefallen, berichtete „The Guardian“. 2019 wurde das Anti-Terrorprogramm der britischen Regierung, Prevent, alarmiert. Der Grund: Axel R. habe ein Interesse an Schulmassakern und den Tötungen von Kindern in den USA gehabt. Er habe sich darüber auch auf Schulcomputern informiert. Das wurde als potenziell besorgniserregend eingestuft. Doch dabei blieb es, weil der damals 13-Jährige laut Ermittlern keiner terroristischen Ideologie anhing und ein Terrorakt nicht in Planung gewesen sei. Sonst hätte Prevent reagieren müssen, um die Gefahr zu reduzieren.
Zwei weitere Verdachtsfälle gab es 2021, weil Axel R. sich mit Terrorattacken beschäftigte. Einer dieser Fälle sollte von einer anderen Behörde übernommen werden. Ob dies tatsächlich geschah, ist allerdings unbekannt.
Der Sohn von Einwanderern aus Ruanda komme aus einer gottesfürchtigen Familie, sei schmächtig und klein für sein Alter. Das habe die Einschätzung der Ermittler vielleicht beeinflusst, hieß es im „Guardian“. Ebenso wie seine Passion fürs Schauspiel. So spielte er die britische Kultfigur „Doctor Who“ in einer Werbung für die Wohltätigkeitsorganisation der BBC, „Children in Need“ (Kinder in Not). Mit elf Jahren war eine Talentagentur auf ihn aufmerksam geworden. Doch für die große Bühne habe es ihm an Selbstvertrauen gemangelt, berichteten Freunde über den Autisten.
Doch zu einer brutalen Tat war der schüchterne Sohn von evangelikalen Christen offenbar in der Lage. Zuvor habe er sich stundenlang mit Völkermorden auseinandergesetzt, etliche brutale Videos geschaut. „Er war absolut besessen von Genoziden“, sagte ein Offizieller „The Guardian“. „Er konnte jeden Genozid in der Geschichte benennen und wusste, wie viele Menschen getötet wurden – Ruanda, Dschingis Khan, Hitler. Das ist das Einzige, worüber er reden wollte.“
Offenbar hatte Axel R. die Tat von Southport von langer Hand geplant. Bereits 2022, zwei Jahre zuvor und nur ein Jahr nach den Verdachtsfällen, hatte er tödliche Waffen und Materialien zur Herstellung des Giftes Rizin im Netz gekauft. Auch das gestand R. vor Gericht. Auch für die Attacke in Southport hatte er sich Waffen aus dem Internet besorgt. Die Polizei teilte mit, dass er dabei Sicherheitssoftware eingesetzt habe, um seine Identität bei den Online-Käufen von Messern zu verbergen. Diese habe er nur wenige Tage vor dem tödlichen Angriff bestellt.