Autohersteller aus China drängen auf den Markt

Aktualisiert am 17.09.2025 – 15:39 UhrLesedauer: 8 Min.

Lifestyle, Attitude, Freedom & Art: Den Lafa gibt es ab 2026 für 25.000 Euro bei Stellantis-Händlern in ganz Europa zu kaufen. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON/imago-images-bilder)

Chinesische Hersteller stellen auf der IAA die größte nationale Gruppe hinter den deutschen Firmen. Sie drängen auf den Markt für Elektroautos. Was kommt da auf uns zu?

In einem Autohaus, etwa drei Kilometer von der Münchener Messe entfernt, öffnet sich eine Tür: Es steigt Partynebel auf, eine silberne Limousine rauscht herein. Auf der Vorderhaube balanciert eine Pyramide aus Champagnergläsern. Der Wagen fährt über drei Bodenwellen, verschüttet dabei aber keinen Tropfen Alkohol. Die Zuschauer im Saal applaudieren. Die silberne Limousine heißt ET9, Markenname: Nio, hergestellt in China. Dann betritt Hui Zhang, Europachef von Nio, die Bühne: „Wir sind führend in Innovation“, erklärt er stolz.

Auf deutschen Straßen mögen chinesische Autos noch Exoten sein. Beim Besuch auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in München ist die Präsenz der chinesischen Hersteller jedoch unübersehbar. In der Volksrepublik bauen sie vor allem günstige E-Autos, gegen die deutsche Hersteller in China bereits klar ins Hintertreffen geraten sind. Jetzt wollen die chinesischen Autobauer auch hier ihre Fahrzeuge anbieten. Sind deutsche Hersteller bereit für die neue Konkurrenz?

Der chinesische Autobauer Nio betreibt den Standort in München seit 2023. Die Autos sind teuer: Der mit Champagnergläsern dekorierte ET9 ist ab 2026 verfügbar und soll rund 100.000 Euro kosten. Der Wagen kann mit seiner Federung auf und ab tanzen und sich passend zu Filmen bewegen, die auf den vielen Fernsehern im Innenraum laufen. In der Mitte der Konsolen blinzeln zwei Micky-Maus-Augen von der KI-Assistenz Nomi. Sie kann jede Bewegung des Fahrers verfolgen.

Nio verkauft weltweit rund 220.000 Autos, die meisten davon in China. Dort werden sie auch gebaut. Um sie in Deutschland zu verkaufen, werden Einfuhr- und Strafzölle von insgesamt 30 Prozent fällig.

Trotz der innovativen Produkte ist Nio in Deutschland bislang nicht erfolgreich: Im Jahr 2024 hat das Unternehmen nur knapp 400 Fahrzeuge verkauft und befindet sich im Verlustbereich. Auf dem Messegelände selbst ist Nio dieses Jahr nicht vertreten. Das Unternehmen trimme derzeit alles auf Profitabilität und habe sich deshalb einen Stand gespart, erklärt ein Sprecher.

Doch auch ohne Nio hat sich der Anteil der chinesischen Autoindustrie auf der IAA rasant erhöht. In diesem Jahr sind 116 chinesische Aussteller vertreten, bei der vergangenen IAA 2023 waren es noch 75. Chinesische Hersteller und Zulieferer stellen damit die größte nationale Gruppe hinter den deutschen Firmen. Auf der Straße ist ihr Anteil noch geringer, zuletzt jedoch stark gestiegen. In den vergangenen zwei Jahren konnten chinesische Hersteller ihren Marktanteil in Europa auf rund fünf Prozent verdoppeln – im Bereich der Stromer liegt ihr Anteil inzwischen bei acht Prozent.

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