Jeder dritte Tacho ist manipuliert – und auch sonst sind viele Gebrauchtwagen nicht das, was der Verkäufer verspricht. Wie Sie die versteckten Hinweise darauf finden.
Das Wichtigste im Überblick
Wer sich beim Gebrauchtwagenkauf unsicher ist, kann eine Werkstatt oder seinen Automobilclub aufsuchen. Dort prüft ein Experte, ob der Gebrauchte etwas taugt. Aber erstens ist das nicht in jedem Fall möglich und zweitens auch nicht immer nötig. Denn viele Schwächen können Sie selbst entlarven – wenn Sie wissen, worauf zu achten ist.
1. Lohnende Anreise
Ob sich eine lange Anreise zu einem Kaufangebot rentiert, hängt ganz vom Fahrzeug und Preis ab, so Marcel Mühlich vom Auto Club Europa (ACE). “Exoten oder spezielle Autos finden sich selten in der Nähe. Auch gibt es häufig regionale Preisunterschiede, daher kann sich eine weite Anreise durchaus lohnen.”
2. Richtige Kontaktaufnahme
Wer ein passendes Angebot findet, sollte zuerst den Verkäufer kontaktieren, aber nicht unbedingt mitteilen, dass er von weiter weg anreist. “Das verschlechtert die Basis für die Preisverhandlung”, sagt Mühlich.
3. Auf Unterschied zwischen Privat und Händler achten
“Privatverkäufer können die Sachmängelhaftung ausschließen, gewerbliche Verkäufer können das nicht”, sagt Marcel Mühlich. Einige Händler wollen das umgehen, indem sie als Vermittler auftreten und das Auto “nur an Gewerbe”, “für den Export” oder “im Auftrag” verkaufen. “Interessenten sollten davon die Finger lassen und besser weitersuchen”, sagt Mühlich.
4. Nicht allein zum Kauf
Wer sich einen Gebrauchtwagen kaufen will, nimmt zur Besichtigung einen möglichst kundigen Begleiter mit. Dadurch sinkt das Risiko, sich blenden zu lassen.
Auch Jochen Kurz von Autoscout24 rät, zu einer Besichtigung zu zweit zu fahren: “Vier Augen sehen mehr als zwei, und der Begleiter kann vor Fehlkäufen warnen”, sagt er. Vor Treffen an unbekannten, einsamen und dunklen Orten warnt der Experte, ebenso bei angeblichem Zeitmangel des Verkäufers. “Bei einer Besichtigung bei Tageslicht sollten beide Seiten ausreichend Zeit für Fragen und eine Probefahrt einplanen”, sagt er.
ACE-Vertrauensanwalt Arndt Kempgens rät, darauf zu achten, wer überhaupt der Verhandlungspartner ist: “Wer zeigt mir das Auto? Halter, Fahrer, ein Freund des Halters? Das sollte zu Beginn der Besichtigung geklärt werden”, sagt er. Danach folgen Fragen zum Verkaufsgrund, wie lange das Auto im Besitz war und zum Pflegezustand. “Die Geschichte muss passen, ebenso wie die Einträge im Scheckheft mit der Kilometeranzeige im Cockpit”, sagt er.
Die gute Nachricht: Selbst Laien können einige Schwachpunkte eines Gebrauchtwagens erkennen. Zum Beispiel im Innenraum: Hinweise auf ein Qualitätsmanko können ein übermäßig abgegriffenes Lenkrad, stark verkratzte Oberflächen oder eine defekte Sitzverstellung geben. Wenn bereits der Innenraum ungepflegt ist, sollten Sie beim Rest des Autos umso genauer hinsehen.
Interessenten sollten auch im Serviceheft nachsehen, ob es Hinweise auf regelmäßige Wartung gibt. Noch besser allerdings sind dafür konkrete Rechnungen geeignet, weil die Arbeiten dort detailliert aufgelistet sind.
5. Gründliche Probefahrt
Zum Gebrauchtwagenkauf gehört eine gründliche Probefahrt. Sie sollte mit kaltem Motor beginnen und über ruhige Straßen, aber auch über Land führen. Denn manche Mängel verraten sich erst bei höheren Drehzahlen oder Geschwindigkeiten.
Der Motor sollte rund laufen und auf Befehle des Gaspedals gut ansprechen. Ein Knacken beim Abbiegen mit vollem Lenkeinschlag könnte auf fehlerhafte Antriebswellen oder Radlager hinweisen. Kann das Auto die Spur nicht halten, dürfte etwas mit der Fahrwerksgeometrie nicht in Ordnung sein.
Wie lässt sich der Wagen schalten? Ohne Geräusche und leichtgängig? Gut. Eine schwache Leistung und ein Zur-Seite-Ziehen beim Bremsen wiederum machen auf Probleme aufmerksam.
6. Unterboden und Motorraum prüfen
Auch der Unterboden gibt wichtige Hinweise auf den Zustand des Autos. Hier können Beulen, Schleifspuren und Kratzer auf Aufsetzer hinweisen. Schweißspuren sind eventuell Folge reparierter Unfallschäden.