Cosa Nostra – Mit dieser Autobombe ging die Mutter aller Mafias zu weit

Sie ist die Ur-Mafia, ihre Methoden sind blutige Legende. Wie arbeitet die Cosa Nostra – und wie mächtig ist sie in Deutschland?

“Ich mache ihm ein Angebot, das er nicht ausschlagen kann!” Diesen Satz kennt fast jeder, Marlon Brando hat ihn als Mafia-Boss Vito Corleone im Film “Der Pate” berühmt gemacht. Angelehnt ist der Film an die Methoden der sizilianischen Mafia – allerdings sind die Figuren wie die Handlung rein fiktiv. Als “Ehrenmänner” stellt Regisseur Francis Ford Coppola die Mafiosi der Cosa Nostra dar und hat ihnen ein teils verklärendes Denkmal gebaut. Mit Ehre aber haben ihre Geschäfte nur wenig zu tun.

Wie also funktioniert sie, die italienische Ur-Mafia, die Cosa Nostra aus Sizilien? Welche Methoden wendet sie an, wie ist sie organisiert – und ist sie auch in Deutschland aktiv?

Was ist die Cosa Nostra?

Die Cosa Nostra ist so etwas wie die Ur-Mafia. Es gibt sie bereits seit dem 19. Jahrhundert. Damals setzten die Verwalter adliger Großgrundbesitzer lokale Banden ein, um ihre Grundstücke zu schützen und Zinsen von Bauern einzutreiben. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Cosa Nostra (übersetzt: Unsere Sache) zunächst zur Verbrecherorganisation mit Tausenden Mitgliedern in Sizilien und schließlich zu einem international agierenden Netzwerk.

Wer “Mafia” sagte, meinte lange allein die “Cosa Nostra”. Im Dialekt, der rund um die Cosa-Nostra-Heimat Palermo gesprochen wird, hat “mafia” dabei eine positive Bedeutung und wird mit Schönheit, Mut, Tapferkeit assoziiert. Das entspricht dem Selbstverständnis der sizilianischen Mafiosi, die sich auch “Ehrenmänner” nennen.

Palermo, Heimat der Cosa Nostra: Demonstranten protestieren im Januar gegen die Mafia. (Quelle: IMAGO/Antonio Melita)

Mit der Zeit entwickelten sich in anderen Teilen Italiens weitere Verbrecherorganisationen, die mit ähnlichen Methoden arbeiten, wie die Camorra und die ‘Ndrangheta. Inzwischen wird der Begriff breit verwendet – zum Beispiel auch für kriminelle Organisationen aus anderen Ländern.

Mit welchen Methoden arbeitet die Cosa Nostra?

Schutzgeld, Erpressung und Entführungen waren lange Kerngeschäft der Cosa Nostra. Für Geschäftsleute auf Sizilien war es über Jahrzehnte der Standard, nicht nur Steuern an den Staat zu zahlen, sondern auch den sogenannten “Pizzo” an die Mafia zu entrichten. Ein einträgliches Geschäft. Wer nicht zahlte, erfuhr Gewalt.

Seit Langem aber hat sich das Geschäft der Cosa Nostra ausgeweitet. Drogen- und Waffenhandel, Prostitution, Wetten, Geschäfte mit Immobilien, Grundstücken und Krediten – was immer Geld bringt, die Cosa Nostra ist dabei. “Der moderne Mafioso ist nicht der mit der Pistole, sondern das sind IT-Spezialisten, Banker und Anwälte”, erklärt Peter Voegeli, Italien-Experte des SRF.

Ab den 1980er-Jahren löste die Cosa Nostra mit ihren Methoden allerdings immer stärkeren Protest und politische Gegenreaktionen in Italien aus. So zum Beispiel Anfang der 90er-Jahre mit der Entführung des kleinen Giuseppe Di Matteo, der zwei Jahre lang unter unmenschlichen Umständen festgehalten wurde. Die Cosa Nostra wollte seinen Vater vor Gericht zum Schweigen bringen. Giuseppe überlebte nicht, er wurde keine 15 Jahre alt. Am Ende erdrosselten ihn die Mafiosi und lösten seinen Körper in Säure auf.

Ebenfalls Anfang der 90er-Jahre erschütterte eine blutige Anschlagsserie Italien. Im Mai 1992 wurde unter anderem der als Mafiajäger bekannte Jurist Giovanni Falcone durch eine Autobombe ermordet. Der 500 Kilogramm gewaltige Sprengsatz detonierte unter der Straße, als Falcone sein Auto in einer Kolonne gerade darüber steuerte.

"Blutbad von Capaci" 1992: Mit Autobomben ging die Cosa Nostra gegen ihre Gegner vor.
“Blutbad von Capaci” 1992: Mit Autobomben ging die Cosa Nostra gegen ihre Gegner vor. (Quelle: IMAGO/Studio Camera / Giacominofoto)

Der Boden wurde aufgerissen, Falcone und seine Frau sowie drei Leibwächter starben. Das Attentat ging als “Blutbad von Capaci” in die italienische Geschichte ein und löste massive Proteste gegen die Methoden der Mafia aus. Wenige Wochen später wurde Falcones engster Vertrauter im Kampf gegen die Mafia, Paolo Borsellino, ebenfalls durch einen Sprengstoffanschlag getötet.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein