Leon Pöhls schmiss sein Studium, um in Irland Fußballprofi zu werden. Am heutigen Freitag kann der Hamburger mit seinem Verein sogar die Meisterschaft gewinnen.

Seinen Nachnamen können die Iren noch immer nicht aussprechen, auch wenn Leon Pöhls schon seit fünf Jahren im Tor der Shamrocks Rovers steht. „Das ‚Ö‘ kriegen die einfach nicht hin. Ich bin Pohls“, sagt der 27-Jährige und lacht. Dabei hat der Hamburger sich auf der grünen Insel längst einen Namen gemacht. Am Freitag kann er mit dem Rekordmeister zum fünften Mal den Titel holen.

In Deutschland dagegen fliegt Pöhls unter dem Radar. Zumindest im Internet wurde er zuletzt kurzzeitig zum Star, als seine Glanzparade im Conference-League-Spiel gegen Apoel Nikosia viral ging. Aber sonst?

Dabei gleicht Pöhls‘ Weg einem Märchen. Laut der Shamrock-Homepage spielte er in der Jugend für Eintracht Frankfurt, in Wahrheit war es Eintracht Norderstedt. Mit 17 ging er nach New York, dann zum englischen Achtligisten Tadcaster Albion. Weil er dort 2019 in einem Test gegen Shamrock überzeugte, holte ihn der Klub nach Dublin.

Für den Traum vom Profifußball, und sei es nur der irische, gab Pöhls sein bisheriges Leben auf. „Ich habe mein Studium für internationales Finanzwesen geschmissen“, erzählt er unlängst im Podcast Copa TS. Bei den Rovers saß er lange auf der Bank, ehe der Zufall alles änderte: „Es war mein Geburtstag, eine Woche zuvor hatte ich geheiratet. Auswärts bei Derry hat sich unser Torwart verletzt, ich wurde eingewechselt und habe einen Elfmeter gehalten. Dann ging es von 0 auf 100.“

Seit dieser Saison ist Pöhls endgültig die Nummer eins – und genießt sogar die Anfeindungen wegen seiner Herkunft. „In den Derbys gegen Bohemians kriegst du alles an den Kopf geworfen, gerade auch weil ich Deutscher bin. ‚You Arschloch‘ zum Beispiel. Das ist so witzig“, sagt er.

Weil in Irland im Kalenderjahr (Pöhls: „Im Winter ist hier konstant Regen“) gespielt wird, steht am Freitag der letzte Spieltag an. Die Rovers sind aktuell „nur“ Zweiter, müssen zwei Punkte auf den FC Shelbourne aufholen. „Es wird ein spannendes Finale“, sagt Pöhls.

Und danach? Pöhls fühlt sich in Irland pudelwohl, auch wenn er Guinness noch immer nicht mag. Das letzte Kapitel in seinem Märchen soll aber noch nicht geschrieben sein. „Hoffentlich wird es noch auf ein höheres Level gehen“, sagt er bei Copa TS: „Eine der fünf Top-Ligen ist das Ziel.“

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