Ein exotischer Eindringling breitet sich in der hessischen Natur aus und hat keine Fressfeinde. Die Asiatische Hornisse findet ideale Bedingungen .

In Hessen breitet sich eine invasive Art aus: Die Asiatische Hornisse. Diese Spezies, die erst vor Kurzem in Europa eingewandert ist, scheint sich gut an das hiesige Klima anzupassen und verbreitet sich mit einer bemerkenswerten Geschwindigkeit. Dr. Kathrin Kaltwaßer, Referentin für Umweltkommunikation beim Naturschutzbund Deutschland (NABU), teilt dazu ihre Expertise und Beobachtungen mit t-online. Sie geht auf das Vorkommen und die Verbreitung der Asiatischen Hornisse in Hessen ein, spricht über (un)mögliche Bekämpfungsmaßnahmen und sowie Auswirkungen auf das Ökosystem.

Asiatische Hornisse „wird sich rasant weiter ausbreiten“

Die Asiatische Hornisse breitet ihr Gebiet durchschnittlich um 78 Kilometer pro Jahr aus. Ihre Ausbreitung zeigt, dass sie mit dem europäischen Klima gut zurechtkommt und hier bislang nur geringen Druck durch Fressfeinde oder Konkurrenten erfährt, so Kaltwaßer.

Die Asiatische Hornisse war bislang nur in Südhessen zu finden. Im September wurde sie allerdings auch erstmals im Lahn-Dill-Kreis nachweislich gesehen. „Deshalb ist davon auszugehen, dass sich die Art rasant weiter ausbreiten wird“, erklärt Kathrin Kaltwaßer. Nach den bisherigen Daten breite sie sich kontinuierlich von Süden nach Norden aus.

Bekämpfung der Hornisse: Keine Aussicht auf Erfolg

Die Erfahrung hat gezeigt, dass Bekämpfungsmaßnahmen in der Regel kaum Aussicht auf Erfolg versprechen, so Dr. Kaltwaßer. Ist eine eingeschleppte Art einmal etabliert, könne man ihre weitere Ausbreitung kaum verhindern. So wird auch für die Asiatische Hornisse inzwischen eine Ausrottung in Europa für unmöglich gehalten.

„In Frankreich versucht man der Asiatischen Hornisse unter anderem durch großangelegte Fangaktionen mit beköderten Flaschen beizukommen“, erklärt die NABU-Referentin. In Deutschland wäre ein solches Vorgehen nicht gestattet, da in den Flaschen auch unzählige heimische und bedrohte Insekten ums Leben kommen. „Ein Vorgehen, dass vor allem im Hinblick auf das massive Insektensterben eher kontraproduktiv ist“, stellt Kaltwaßer fest.

Anders als die geschützte heimische Hornisse, darf die Asiatische Hornisse als invasive Art jedoch anderweitig bekämpft werden. Da sie in Hessen auf der Liste der invasiven Tierarten steht, sind ihre Nester meldepflichtig und müssen entfernt werden. Die Entfernung von Nestern sollte man aber unbedingt einem Fachmann überlassen; sie sei laut NABU nämlich sehr gefährlich, da die Hornissen genau wie ihre heimischen Verwandten bei Annäherung an das Nest aggressiv reagieren und das Nest verteidigen.

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So wirkt sich die Asiatische Hornisse auf das Ökosystem aus

Die genauen Auswirkungen auf die heimische Tier- und Pflanzenwelt seien noch nicht abzusehen. Häufig haben Einschleppungen von Tieren negative Folgen für fremde Lebensräume. Imker befürchten, dass die Asiatische Hornisse für heimische Bienen gefährlich werden könnte. „Aller Voraussicht nach bringt sie aber keine essentielle Bedrohung für die europäische Imkerei mit sich“, so Dr. Kathrin Kaltwaßer. „Weitere Forschung ist auf jeden Fall notwendig“, heißt es weiter.

Die bisherigen Daten aus Untersuchungen zu den Auswirkungen der Asiatischen Hornisse auf Honigbienen weisen darauf hin, dass sie durchaus zu punktuellen Schädigungen an Bienenvölkern führen kann. Fachleute bezweifeln jedoch, dass solche Verluste allein der Bejagung durch die Asiatische Hornisse zuzuschreiben sind. Betroffen waren vor allem bereits vorgeschädigte oder nur schwach entwickelte Bienenvölker. Normal starke Honigbienenvölker können die auftretenden Verluste verkraften.

NABU Hessen klärt auf: So schützen Sie die heimischen Bienen

Wie stark die Hornisse auf Honigbienen als Beute zurückgreift, hinge von der Verfügbarkeit anderer Beuteinsekten im Umfeld ab. Um Bienenvölker zu schützen, sollten in ihrem Umfeld wildlebende Insekten gefördert werden. „In einem artenreichen Umfeld mit zahlreichen Insekten gibt es genug Alternativen für die Hornisse“, erläutert Kaltwaßer. Dies betreffe allerdings nicht nur Imker, sondern alle Hobbygärtner. Hier finden Sie drei einfache Tipps für ihren Garten, die Insekten anlocken.

Selbst bekämpfen sollte man die Asiatische Hirnisse keinesfalls – vor allem dann nicht, wenn man sich nicht ganz sicher ist, ob es sich nicht doch um eine geschützte einheimische Hornisse handelt. Zu Verwechslungen komme es laut NABU-Referentin Kaltwaßer allerdings sehr häufig. Wenn Sie in Hessen eine Asiatische Hornisse bemerken, so können Sie sie über zwei Portale melden: NABU-naturgucker über die Web-App „Hornissen & Co“ und HLNUG.

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