Deutschland droht der Abstieg, warnt Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger. Die Bundestagswahl werde einmal mehr zur wichtigen Richtungsentscheidung für das Land.
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger hat angesichts der nahenden Bundestagswahl eine wirtschafts- und sozialpolitische „Richtungswende“ für Deutschland angemahnt. „Deutschland kann vieles“, sagte Dulger am Dienstagabend vor Journalisten, „wenn man uns lässt.“
Der Wirtschaft, so Dulger, gehe es dramatisch. Sein fast schon vernichtendes Urteil: „Die Insolvenzen steigen an. Die deutschen Unternehmen machen ihre Gewinne fast nur noch im Ausland.“ Zugleich würden die Inflation und die hohen Zinsen weiterhin viele Firmen belasten. „Es wird auch noch zu wenig investiert“, so Dulger. „Das alles zusammen gefährdet unseren Wohlstand und die Zukunft unseres Wohlstands.“
Mit Blick auf den Wirtschaftsstandort Deutschland sagte Dulger: „Wir sind einfach nicht mehr attraktiv.“ Nicht nur ausländische Geldgeber investierten immer weniger in Deutschland, auch deutsche Investoren zögen ihr Geld ab und investierten es lieber andernorts. „Das Ansehen unseres Landes sinkt jeden Tag, vor allem in den USA.“
Die Bundestagswahl werde deshalb zu einer Richtungsentscheidung für das Land. „Die neue Leitlinie für muss sein: Vorfahrt für mehr Wettbewerbsfähigkeit“, sagte Dulger. „Die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland muss wieder in das Zentrum des politischen Handelns rücken.“
Egal, ob es um einen Zuwachs an Wohlstand gehe, ob um die Erneuerung der maroden Infrastruktur, für bessere Bildung oder dauerhafte Tragfähigkeit der Sozialsysteme – alles hänge von einer starken Wirtschaft und einem nötigen Wachstum ab, so der Arbeitgeberpräsident. Zentral für eine gelingende Wirtschaftspolitik sei dabei unter anderem, dass die Beschäftigten in Deutschland wieder mehr Netto vom Brutto hätten. Einen wirtschaftlichen Aufschwung könne es nur geben „in einem Land, in dem Arbeit sich wieder lohnt, in dem Arbeit wieder Spaß macht“, so Dulger.
Seine Wunschkoalition nach der Bundestagswahl sei darum ein Bündnis von CDU/CSU und der FDP, die im Hinblick auf die Wirtschaftspolitik das beste Angebot mache. „Natürlich würde ich mir eine Koalition aus diesen beiden wünschen“, so Dulger. Eine Wahlempfehlung sei dies allerdings nicht – „wir müssen den Wahlabend abwarten“. Wichtig sei jedoch, dass es im Anschluss möglichst schnell Koalitionsverhandlungen gebe, und eine künftige Regierung die Arbeit zügig aufnehme. Dulger: „Ich glaube, dass jede Koalition, egal, wer sie stellt, dem wirklich fundamentalen Druck zum Handeln jetzt nicht mehr entkommen kann.“