An Niclas Matthei scheiden sich die Geister. Doch der selbst ernannte Anzeigenhauptmeister erklärt sich zum Millionär. Wie kann das sein?

„Nein, ich werde dadurch nicht steinreich“, schimpft Niclas Matthei, besser bekannt als Anzeigenhauptmeister, in den sozialen Medien. Dazu teilt er einen Screenshot. Darauf ist eine Geschichte von RTL zu sehen: „Niclas Matthei meldet gerne eigenmächtig Sünder im Straßenverkehr – und wird damit steinreich.“

Doch mit dem Melden von Falschparkern verdiene der Anzeigenhauptmeister „keinen Cent“, wie er nun sichtlich verärgert auf Instagram mitteilt. Alles andere wäre allerdings auch sehr ungewöhnlich. Denn Matthei meldet nur Verkehrssünder bei der Polizei. Nur logisch, dass er damit kein Geld verdienen kann. Eigentlich geht es also um etwas ganz anderes. Niclas Matthei ist überhaupt erst als „Anzeigenhauptmeister“ zu Bekanntheit gelangt – und konnte sich über seine plötzliche Reichweite und Prominenz ein Geschäftsmodell aufbauen.

Dazu erklärt er sich ebenfalls auf Instagram. „Meine Motivation, damals ein paar Kamerateams mit auf Knöllchen-Tour zu nehmen, war einzig nur, um auf das große Problem Falschparker aufmerksam zu machen“, gewährt er Einblicke in seine PR-Strategie. Es sei „ein ungeplanter Nebeneffekt“ gewesen, dass daraufhin „dutzende Firmen“ mit ihm zusammenarbeiten wollten. Seine Tätigkeit bestehe seitdem aus zwei Bereichen. Einer davon, so Matthei, sind die Auftritte in Clubs. Der andere fällt im Wesentlichen in den Bereich Werbung und Merchandise.

Niclas Matthei ist mit 18 Jahren bereits selbstständiger Unternehmer im Online-Marketing: Werbekooperationen lässt er sich ebenso bezahlen wie Produkte, die er im Internet vertreibt. Zusätzlich erhalte er auch als Angestellter ein geregeltes Einkommen. Mehr dazu lesen Sie hier. Insgesamt spricht er von einem „siebenstelligen“ Kontostand.

Wie viel Gage Matthei im Detail für seine Club-Auftritte erhält, ist nicht bekannt. Klar ist aber, dass er seit Monaten in diversen Locations quer durch Deutschland in Erscheinung tritt. Als „der heißeste Internet-Star des Jahres“ betitelt, soll er dann Shows wie diese im niedersächsischen „Galaxy Georgsheil“ bieten: „Der Anzeigenhauptmeister kontrolliert eure Partytauglichkeit! Wer zögert, wer bremst oder wer schlappt macht, riskiert eine Anzeige. Der Eskalationsbefehl wird streng und prominent kontrolliert!“

Allein diese Beschreibung macht klar: Niclas Matthei ist eine Marke. Als sogenannter Creator hat er eine eigene Online-Präsenz aufgebaut. Der 18-Jährige ist nicht nur bei Instagram, YouTube, TikTok, Facebook, Twitter und Twitch aktiv, er betreibt auch eine eigene Spendenseite auf GoFundMe. „Hallo. Ich bin Niclas Matthei, der deutsche Anzeigenhauptmeister. Wer mir etwas Geld schenken möchte, um mich bei meinem Hobby zu unterstützen, kann dies hier gerne tun.“ Dort hat Matthei nach aktuellem Stand (2. Oktober 2024, 14 Uhr) bei 319 abgegebenen Spenden 4.475 Euro eingesammelt. Sein Spendenziel ist bei 100.000 Euro beziffert.

Auch eine eigene Website betreibt Matthei. Dort können „Sponsoring-, Partnerschafts- und Kooperationsanfragen“ gestellt werden. „Wir freuen uns darauf, von Ihnen zu hören und gemeinsam Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu erkunden“, heißt es zu diesem Geschäftsbereich. Matthei scheint also ein Team zur Verfügung zu haben. Wie viele Mitarbeiter für den Anzeigenhauptmeister tätig sind, macht Matthei nicht transparent. Eine Anfrage von t-online lässt er zudem unbeantwortet.

Bliebe noch die finanzielle Einnahmequelle über sein eigenes Merchandise. Niclas Matthei bietet Warnwesten, T-Shirts, Pullover sowie Tassen in unterschiedlichen Farben an, jeweils mit dem Aufdruck „Anzeigenhauptmeister“. Das preiswerteste Produkt ist die Tasse für 17,99 Euro, Warnweste und Shirts kosten 29,99 Euro, die Pullover schlagen mit knapp 50 Euro zu Buche.

Es ist offenbar die neueste Einnahmequelle des selbsternannten Anzeigenhauptmeisters. Laut eigenen Angaben sind seine Produkte seit dem 1. Oktober um 18 Uhr zum Verkauf erhältlich. Dafür arbeitet der Unternehmer mit einem Online-Shop namens Lolingo zusammen. Eine Plattform, die bekannt dafür ist, vorrangig mit Internetpersönlichkeiten und Influencern zusammenzuarbeiten.

Auf mehrere Fragen von t-online zu der Kooperation zwischen Lolingo und Niclas Matthei reagierte das Unternehmen bislang nicht. Es bleibt also vorerst unklar, wie genau die Konditionen sind – und wie viel Geld der Anzeigenhauptmeister bisher mit seinen Produkten machen konnte.

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