„Stehen wir zusammen“

Steinmeier muss Weihnachtsansprache ändern

24.12.2024 – 00:30 UhrLesedauer: 2 Min.

Bundespräsident Steinmeier: Er musste seine traditionelle Weihnachtsansprache wegen des Anschlags in Magdeburg neu aufzeichnen. (Quelle: Carsten Koall/dpa/dpa-bilder)

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Seine Weihnachtsansprache hatte sich Bundespräsident Steinmeier anders vorgestellt. Sie wird nun vom Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg bestimmt.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Menschen in Deutschland angesichts des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt dazu aufgerufen, zusammenzustehen. Vielen werde das Herz schwer sein an diesem Weihnachtsfest, sagte Steinmeier in seiner diesjährigen Weihnachtsansprache.

„Viele werden aufgewühlt, verunsichert sein, vielleicht auch Angst haben.“ Hass und Gewalt dürften aber nicht das letzte Wort haben. „Lassen wir uns nicht auseinandertreiben. Stehen wir zusammen“, appellierte der Bundespräsident.

„Zusammenhalt, wenn es darauf ankommt, das ist es doch, was unser Land ausmacht“, fuhr Steinmeier fort. „Zeigen wir das – gerade jetzt.“

Die Anteilnahme in Magdeburg ist nach der schrecklichen Tat von Magdeburg groß. (Quelle: Christoph Soeder/dpa/dpa-bilder)

Beim Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg am Freitagabend waren fünf Menschen getötet und rund 200 teilweise schwer verletzt worden. Der Täter Taleb Al-Abdulmohsen war mit einem Auto in die Menschenmenge gerast.

Der Arzt aus Bernburg südlich von Magdeburg stammt aus Saudi-Arabien, lebt seit 2006 in Deutschland und erhielt 2016 Asyl als politisch Verfolgter. Er war in den vergangenen Jahren an verschiedenen Stellen aufgefallen und sitzt inzwischen in Untersuchungshaft.

Steinmeier änderte wegen der Todesfahrt seine bereits aufgezeichnete Weihnachtsansprache und nahm sie neu auf. Sie wird am 1. Weihnachtstag ausgestrahlt.

Der Bundespräsident richtete sich in seiner Ansprache auch direkt an die Opfer des Anschlags und deren Angehörige. Ihnen wolle er sagen: „Sie sind mit Ihrem Schmerz nicht allein. Die Menschen überall in unserem Land fühlen und trauern mit Ihnen.“ Den Verletzten und Schwerverletzten wünschte Steinmeier rasche Genesung.

Er dankte zudem „im Namen unseres ganzen Landes“ allen, die am Abend des Anschlags und in den Tagen danach vor Ort Hilfe geleistet und Trost gespendet haben und dies auch jetzt in den Weihnachtstagen tun: den Polizisten und Feuerwehrleuten, Sanitätern und Ärztinnen, den Seelsorgern und allen, die mitgeholfen haben.

Menschenkette zum Gedenken an die Opfer und Betroffenen des Anschlags auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt: Fünf Menschen waren bei dem Attentat ums Leben gekommen. (Quelle: Sebastian Willnow/dpa)

Zur Lage im Land allgemein sagte der Bundespräsident, der Ton sei im Alltag rauer geworden, „zuweilen sogar unversöhnlich“. Es gebe viel Unzufriedenheit über Politik, Wirtschaft, über Bürokratie, über Ungerechtigkeiten. Es gebe viele Herausforderungen, denen die Menschen in Deutschland sich stellen müssten. „Wir können sie nicht umtauschen wie Geschenke, die uns nicht gefallen.“

Steinmeier forderte dazu auf, offen auszusprechen, „was schlecht läuft, was in unserem Land nicht so funktioniert, wie es funktionieren könnte und sollte“. Auch was dringend getan werden müsse, müsse angesprochen werden.

Der Bundespräsident ging auch kurz auf das Scheitern der Ampelkoalition ein. „Auch wenn jetzt eine Regierung vorzeitig an ihr Ende gekommen ist, ist das nicht das Ende der Welt, sondern ein Fall, für den dieses Grundgesetz Vorsorge getroffen hat“, sagte er.

„Die Entscheidung über die Auflösung des Bundestages und über Neuwahlen werde ich mit Sorgfalt nach den Weihnachtstagen treffen.“ Steinmeier will seine Entscheidung am 27. Dezember bekanntgeben.

Hoffnung geben könnten „vor allem wir selbst und unsere Stärken, mit denen wir schon in der Vergangenheit große Aufgaben und Krisen gemeinsam gemeistert haben“, zeigte sich der Bundespräsident zuversichtlich. Er nannte „Gemeinsinn und Tatkraft, Ideenreichtum und Fleiß, Mut und Ehrgeiz“. All dies „wird uns Wege in die Zukunft immer wieder neu öffnen“.

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