Kritik an Merz-Kurs

Historiker Rödder denkt offenbar über CDU-Austritt nach

31.03.2025 – 02:49 UhrLesedauer: 2 Min.

Andreas Roedder (Archivbild): Der Historiker ist Mitglied bei der CDU. (Quelle: IMAGO/imago)

Andreas Rödder stellt seine CDU-Mitgliedschaft offenbar infrage – und übt scharfe Kritik an Kurs und Brandmauer zur AfD.

Der Historiker Andreas Rödder hat in einem Interview mit der „Welt“ scharfe Kritik an der CDU geäußert und dabei offengelassen, ob er der Partei weiter angehören wird. „Ich habe ein Problem“, sagte Rödder auf die Frage, ob er sich in der CDU noch wohlfühle. Auf die Nachfrage nach möglichen Konsequenzen erklärte er: „Darüber denke ich gerade nach.“

Rödder war bis 2023 Vorsitzender der CDU-Grundwertekommission. Damals trat er wegen parteiinterner Kritik an seinen Positionen zum Umgang mit der AfD zurück.

Im Zentrum seiner Kritik steht nun die sogenannte Brandmauer zur AfD. Diese bezeichnet Rödder als einen „eisernen Käfig, in dem das links-grüne politische Lager die Union […] in babylonische Gefangenschaft genommen hat“. Die CDU habe zur SPD keine Alternative als Koalitionspartner und habe auch eine Minderheitsregierung ausgeschlossen. Das mache die Sozialdemokraten „so unglaublich stark“.

Auch mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen spricht Rödder von einer ernsten Lage. CDU und CSU hätten einen Politikwechsel versprochen, lieferten diesen aber nicht. „Wenn sie diesen Anspruch nicht einlöst, erzeugt sie nicht nur ein Glaubwürdigkeitsproblem der Partei. Sie verstärkt auch die Vertrauenskrise der Bevölkerung in politische Institutionen, die nicht liefern. Das kann zu einer Systemkrise führen“, so der Historiker.

Rödder fordert von der Union einen neuen Umgang mit politischen Gegnern. Statt Parteien wie AfD, Linkspartei oder dem Bündnis Sahra Wagenknecht pauschal auszuschließen, solle es klare „rote Linien“ geben. Er plädiert für eine „konditionierte Gesprächsbereitschaft, die klare Grenzen in der Sache, im Stil und auch gegenüber radikalen Personen zieht“. Er warnt vor „reflexhafter Pauschalisierung“ im Umgang mit der AfD und fordert stattdessen Differenzierung: „Es gibt dort Radikale und Gemäßigte.“

Friedrich Merz müsse in den laufenden Verhandlungen so viel Politikwechsel wie möglich durchsetzen. „Die Menschen müssen sehen, dass sich etwas ändert“, fordert Rödder. Andernfalls drohe die Fortsetzung einer Konstellation, in der zwar die Union den Kanzler stelle, aber SPD und Grüne den inhaltlichen Kurs bestimmten.

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