Neues Buch enthüllt

Merkel über Trump: „Der russische Präsident faszinierte ihn sehr“

Aktualisiert am 21.11.2024 – 10:12 UhrLesedauer: 2 Min.

Donald Trump und Angela Merkel (Archivbild): Ihr Verhältnis galt als angespannt. (Quelle: Shealah Craighead/Planetpix/imago-images-bilder)

Die Altkanzlerin erinnert sich an einen ungewöhnlichen Rat, den ihr Papst Franziskus gegeben hat. In ihren Memoiren beschreibt Merkel auch, wie Trump denkt.

In ihren mit Spannung erwarteten Memoiren gibt die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel Einblicke in ihre Amtszeit und die Herausforderungen der Weltpolitik. Merkel reflektiert unter anderem das Verhältnis zu Donald Trump und Wladimir Putin, zwei der einflussreichsten Staatsmänner ihrer Amtszeit. Das geht aus Auszügen ihrer Memoiren „Freiheit: Erinnerungen 1954–2021“ hervor, die am späten Mittwochabend vorab in der Wochenzeitung „Die Zeit“ veröffentlicht wurden.

Die Altkanzlerin suchte nach eigenen Angaben etwa den Beistand von Papst Franziskus im Umgang mit dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump. Wie aus den Auszügen hervorgeht, wandte sich Merkel nach Trumps Amtsantritt 2017 und dessen Androhung, das Pariser Klimaabkommen zu verlassen, an das katholische Kirchenoberhaupt.

Als sie Papst Franziskus um Rat im Umgang mit Menschen „mit fundamental unterschiedlichen Meinungen in einer Gruppe von wichtigen Persönlichkeiten“ gebeten habe, habe dieser sofort verstanden, dass sie sich auf Trump und dessen Wunsch, aus dem Pariser Klimaabkommen auszusteigen, bezog. Seine Empfehlung an die damalige Kanzlerin lautete demnach: „Biegen, biegen, biegen, aber achten Sie darauf, dass es nicht bricht.“

In ihren Memoiren beschreibt Merkel auch die Denkweise Trumps. „Er beurteilte alles aus der Perspektive des Immobilienunternehmers, der er vor der Politik gewesen war. Jedes Grundstück konnte nur einmal vergeben werden. Bekam er es nicht, bekam es ein anderer. So blickte er auch auf die Welt“, schreibt sie.

Merkel schildert zudem, dass Trump offenbar von Politikern mit autokratischen und diktatorischen Zügen wie dem russischen Präsidenten Wladimir Putin beeindruckt war. „Der russische Präsident faszinierte ihn offenbar sehr“, schreibt Merkel über ein Gespräch mit Trump im Oval Office. „In den folgenden Jahren hatte ich den Eindruck, dass Politiker mit autokratischen und diktatorischen Zügen ihn in ihren Bann zogen.“

In ihrem Buch geht die langjährige Kanzlerin auch auf ihre zahlreichen Begegnungen mit Putin ein. Merkel charakterisiert ihn als einen Mann, der verzweifelt nach Anerkennung strebt. Sie habe ihn „als jemand, der immer auf der Hut war, bloß nicht schlecht behandelt zu werden, und jederzeit bereit, auszuteilen, Machtspiele mit Hund und andere-auf-sich-warten-lassen inklusive“ erlebt, schreibt Merkel. „Das alles konnte man kindisch, verwerflich finden, man konnte den Kopf darüber schütteln. Aber damit verschwand Russland nicht von der Landkarte.“ Lesen Sie hier mehr zu Merkels Aussagen über Putin.

Die erste weibliche Regierungschefin Deutschlands war am Ende ihrer 16-jährigen Amtszeit bei den Wählern immer noch beliebt. Dennoch wird ihr politisches Erbe, insbesondere ihre Russlandpolitik, zunehmend kritisch hinterfragt. Die Ex-Kanzlerin selbst steht weiterhin zu ihren Entscheidungen und hat sich seit ihrem Ausscheiden aus dem Amt weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.

Ihre Memoiren, die sie vor der US-Präsidentschaftswahl fertigstellte, erscheinen am 26. November in über 30 Ländern. Eine Woche darauf wird Merkel das Buch in Washington gemeinsam mit dem früheren US-Präsidenten Barack Obama, zu dem sie eine enge politische Beziehung pflegte, der Öffentlichkeit präsentieren.

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