Mysteriöser Fremder auf Beerdigung

„Aktenzeichen XY“ von 1972: Wer tötete Bremer Soldaten im Zug?


Aktualisiert am 19.11.2024 – 18:56 UhrLesedauer: 3 Min.

Eduard Zimmermann in seinem Büro (Archivbild): Der Mord an einem Soldaten aus Bremen beschäftigte damals die Ermittler. (Quelle: Wolfgang Maria Weber)

1971 wird ein junger Soldat aus Bremen brutal auf einer Zugfahrt ermordet. Trotz der Ausstrahlung bei „Aktenzeichen XY … ungelöst“ bleibt der Fall bis heute ein Rätsel. Vor allem ein mysteriöser Unbekannter auf der Beerdigung wirft Fragen auf.

Er wollte über Wochenende mit dem Zug nach Hause fahren, doch der junge Soldat Hans-Heiko Wolters kam nicht lebend in Bremen an. Der brutale Raubmord ist bis heute ein Rätsel geblieben.

Der Fall wurde am 3. März 1972 in der Kultsendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ vorgestellt – in der Hoffnung, Zeugen zu finden. Moderiert wurde die Folge damals von dem Journalisten Eduard Zimmermann. Er erfand die Sendung und moderierte 300 Folgen zwischen 1967 und 1997. 2009 starb er.

So wurde der Mord in der „XY“-Folge von 1972 dargestellt: Es ist Freitagmittag, der 19. November 1971. Hans-Heiko Wolters packt seine Sachen, weil er übers Wochenende in seine Heimat Bremen fahren will. Der 24-Jährige ist seit viereinhalb Jahren Bundeswehr-Leutnant und besucht die Fachhochschule Heer in Darmstadt.

Auf der Zugfahrt von Darmstadt nach Bremen muss der junge Soldat in Hannover umsteigen. Er steigt in den ersten Wagen des Zugs und legt sich dort auf eine Bank, um etwas zu schlafen. Mit 20 Minuten Verspätung fährt die Bahn um 19.12 Uhr am Hauptbahnhof Hannover ab.

Kurz vor dem Halt in Nienburg sieht ein Schaffner noch den schlafenden Soldaten. Doch schon unmittelbar danach muss der Mörder in das Abteil gegangen sein, so die Vermutung. Es sei wahrscheinlich zu einem heftigen Kampf gekommen, bei dem Hans-Heiko Wolters schwere Verletzungen erlitt.

Das Dramatische: Niemand bekommt etwas von der Attacke mit. Erst in Verden fällt Bahnbeamten bei der Einfahrt des Zuges ein Mann mit blutverschmiertem Gesicht auf. Doch sie gehen zunächst von einem Betrunkenen aus, der möglicherweise gestürzt war.

Am Gleis im Hauptbahnhof Bremen wartet derweil Sylvia, die Ehefrau von Hans-Heiko Wolters. Sie will ihren Mann abholen, doch als er nicht aus dem Zug steigt, macht sich Unruhe bei ihr breit. Derweil teilen die Bahnbeamten den Schaffnern im Zug ihre Beobachtung von dem blutüberströmten Mann mit. Diese machen schließlich die grausige Entdeckung: Kurz nach Abfahrt in Bremen finden sie den schwer verletzten Soldaten im Abteil, der sich nicht erinnern kann, was vorgefallen ist.

Ärzte in Bremerhaven werden alarmiert, doch sie können nichts mehr für den jungen Soldaten tun. Er stirbt in der Nacht an seinen schweren Kopfverletzungen. Fest steht: Der Täter hat Hans-Heiko Wolters beraubt und unter anderem seinen Mantel, sein entleertes Portemonnaie sowie Ausweise noch vor Nienburg aus dem Zugfenster geworfen.

Am 25. November 1971 wird Hans-Heiko Wolters in Bremen-Osterholz beerdigt. Dabei ist auch ein Ehrenzug der Bundeswehr. Zu dem Zeitpunkt hat die Polizei keine Spur zum Täter. Trauergäste bemerken jedoch einen Mann, der die Beerdigung in einiger Entfernung beobachtet und sich Tränen wegwischt. Als Sylvia zusammenbricht, bietet der Fremde Hilfe an und gibt sich als Krankenpfleger aus. Als die Witwe ablehnt, verschwindet er. Das Mysteriöse: Niemand der Gäste kannte diesen Mann, die Polizei konnte ihn nie finden.

„Wir wissen nicht einmal, ob der Mann mit der Tat selbst etwas zu tun hat“, sagte Bezirkskommissar Strenger von der Kriminalpolizei Bremerhaven damals in der „XY“-Sendung. Der Unbekannte wurde gebeten, sich zu melden. Er wurde als 1,70 bis 1,75 Meter groß und sehr schlank beschrieben. Er war etwa 25 Jahre alt, hatte mittelblondes längeres Haar und trug einen hellbeigen Staubmantel mit Kapuze.

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