Vorfall vor 30 Jahren
Als Münchens Eishockey-Trainer ein Maskottchen verprügelte
05.02.2025 – 15:22 UhrLesedauer: 3 Min.
Eigentlich ist Don Jackson ein ruhiger Zeitgenosse. Provozieren sollte man die Münchner Trainerlegende aber nicht. Das musste einst auch ein Maskottchen feststellen.
Don Jackson ist dieser Tage in aller Munde. Seit der US-Amerikaner nach dem überraschenden Rücktritt von Max Kaltenhauser vor zwei Wochen hinter die Bande des EHC Red Bull München zurückgekehrt ist, präsentiert sich der vierfache deutsche Eishockey-Meister wie ausgewechselt. Fünf Siege in fünf Spielen feierte der EHC unter der Leitung des 68-Jährigen, der seine Trainerkarriere eigentlich 2023 beendet hatte. Die Münchner sind dank ihm plötzlich wieder ein ernsthafter Titelkandidat in der Deutschen Eishockey Liga (DEL).
Ein Gesprächsthema war Jackson auch fast auf den Tag genau vor 30 Jahren. Damals allerdings nicht wegen sportlichen Erfolgs, sondern einer kuriosen und zugleich unrühmlichen Aktion. Es war der 4. Februar 1995, als Jackson mit seinem damaligen Team, den Cincinnati Cyclones, in der nordamerikanischen International Hockey League (IHL) auf die Atlanta Knights traf. An die Geschehnisse auf dem Eis, geschweige denn das Ergebnis, dürften sich heute aber nur noch die wenigsten erinnern. Unvergessen ist stattdessen das, was sich auf der Tribüne abspielte.
In den Hauptrollen: Der eigentlich als „der stille Don“ bekannte Jackson und ein gewisser Sir Slapshot. Das Maskottchen der Knights, ein 2,70 Meter großer Ritter, hatte den damaligen Coach der Cyclones während der Partie förmlich zur Weißglut getrieben. Einmal sei er sogar auf seine Spieler gestürzt, weil sich Mike Centanni, der unter dem Kostüm steckte, in die Scheibe hinter der Spielerbank fallen gelassen habe, rechtfertigte sich Jackson später.
Dabei spielte es wohl auch eine Rolle, dass er bei einem Autounfall 1994 schwerste Verletzungen erlitten und anschließend monatelang im Rollstuhl gesessen hatte. „Meine Beine konnten kaum meinen Körper tragen, waren wie Spaghetti. Und dann das“, erklärte er vor Jahren im Gespräch mit der „Abendzeitung“ (AZ) seinen Ausraster.
Denn irgendwann hatte Jackson genug, dem damals 38-Jährigen platzte die Hutschnur. Wutentbrannt kletterte er über die Plexiglasscheibe hinter der Bank, ging auf den auf der Tribüne stehenden Sir Slapshot los und schlug zu. Ein rechter Haken brachte das Maskottchen aus dem Gleichgewicht. Jackson, noch immer auf 180, setzte nach und verpasste dem auf dem Boden liegenden Sir Slapshot weitere Schläge. „Was hätte ich machen sollen?“, fragte er nach der Partie. Der „Fettjunge“ habe ihn einfach genervt.
Der Vorfall in der IHL, die bis zu ihrem Aus im Jahr 2001 als eine Art Gegengewicht zur National Hockey League (NHL) fungierte, schlug anschließend hohe Wellen. „Hey Trainer: Fasst die Maskottchen nicht an“, titelte beispielsweise die „Los Angeles Times“. Die Eishockey-Fachzeitschrift „The Hockey News“ nahm Jacksons Ausraster sogar in ihre Liste der denkwürdigsten Maskottchen-Momente im Eishockey auf.
Von der IHL bekam Jackson eine Geldstrafe von 1.000 US-Dollar aufgebrummt und wurde zudem für zehn Spiele gesperrt. „Ich bedauere den Vorfall, und ich hoffe, dass dies auch für die andere Partei gilt“, zeigte er sich daraufhin reumütig. Als Vater kleiner Kinder gelte seine Entschuldigung vor allem den anwesenden Familien und Eltern. Im Interview mit der „AZ“ sagte er Jahre später: „Das ist nichts, was man stolz den Enkeln erzählt, aber wir haben es alle überlebt. Das Maskottchen auch.“