Dacia steigt mit dem Bigster ins Kompakt-SUV-Segment ein. Vor allem durch seinen Preis will er den etablierten Konkurrenten Kunden abjagen. t-online macht den Check.

Dacia wagt sich in neue Territorien vor: Das zweite SUV der rumänischen Renault-Tochter startet im sogenannten C-Segment vor, also der Kompaktklasse – und wird damit ein Konkurrent von VW Tiguan, Opel Frontera, Nissan Qashqai, Kia Sportage und Peugeot 3008.

Bei den Kunden sind solche Fahrzeuge beliebt: In Deutschland werden jährlich rund 600.000 Autos in diesem Segment verkauft. Doch die Käufer sind auch deutlich anspruchsvoller als in der Kleinwagenklasse, die Dacia bislang bedient hat. Hier muss die Marke jetzt den Spagat schaffen zwischen den Kundenbedürfnissen und dem Preisversprechen. Klappt das mit dem Bigster? Ein erster Check.

Mit 4,57 Metern Länge gehört der Bigster zu den größeren Vertretern in seinem Bereich. Zum Vergleich: Der Tiguan ist gut drei Zentimeter kürzer. Äußerlich verzichtet er, wie auch die Neuauflage des Duster, auf unnötiges Chichi – würde ja auch nur extra kosten. Statt beleuchteter Logos, wie sie jetzt immer häufiger bei der Konkurrenz zu sehen sind, gibt es weißen Kunststoff. Die Kunststoffleisten der Stoßfänger sind aus Rezyklat hergestellt, das Dacia selbst entwickelt hat, und mit kleinen Punkten durchsetzt. Das gewachsene Selbstbewusstsein der Marke spiegelt sich in den markanten Logos und Schriftzügen wider, die überall auf dem Bigster zu finden sind.

Von vorn wirkt das Kompakt-SUV recht schlank, in der Seitenpartie offenbart er aber seine Größe. Vom extremen Billigheimer-Image rückt Dacia in diesem Segment ab: Stahlfelgen sind beim Bigster kein Thema, stattdessen gibt es immer Leichtmetallfelgen in 17 bis 19 Zoll. Die Türgriffe für den Fond sind wie beim Duster in die C-Säule eingelassen, die Heckklappe öffnet sich in höheren Ausstattungen elektrisch. Auch hier waren die Kosten tonangebend: Während viele andere Fahrzeuge zwei Elektromotoren fürs Öffnen und Schließen haben, gibt es bei Bigster nur einen.

Apropos: Auch beim Karosserieklang hat Dacia spürbar nachgelegt, ein blechernes Scheppern beim Türschließen bleibt aus. Beim Fahren soll eine Akustikverglasung der Wundschutzscheibe in Verbindung mit dickeren Dämmmaterialien den Lärm aus dem Innenraum fernhalten.

Preiswert mag der Bigster sein, doch das Gefühl einer billigen Klapperkiste kommt nicht auf. Das Cockpit neigt sich leicht dem Fahrer zu, die Materialien: vollkommen in Ordnung und gut aufeinander abgestimmt. Nun gut, weich umschäumt ist auf dem Armaturenträger nichts, aber alles wirkt bei den Vorserienfahrzeugen sauber verarbeitet und deutlich durchgestylter als noch bei Dacia-Modellen vor wenigen Jahren.

In der Mitte thront serienmäßig ein 10,1 Zoll großes Display. Am unteren Rand des Bildschirms werden die Informationen zur Klimatisierung dauerhaft angezeigt, auch Sitz- und Lenkradheizung lassen sich darüber aktivieren. Darunter befindet sich eine Schalterleiste. Hinter dem Lenkrad ist ein weiterer Bildschirm von entweder sieben oder zehn Zoll.

Die Sitze sind bequem und lassen sich auch für große Menschen weit genug nach hinten verstellen, in der Topversion surrt der Fahrersitz sogar elektrisch in die passende Position. Dazu kommt das sogenannte Youclip-System, mit dem sich Zubehör wie Jackenhaken, Handyhalterung oder Getränkehalter nachträglich einfach einbauen lassen – das gibt es auch schon im Duster.

Auf der Rückbank gibt es viel Platz, auch wenn man hinter einem großen Fahrer sitzt. Das erstmals in einem Dacia-Modell eingesetzte Panorama-Glasdach lässt ein luftiges Raumgefühl aufkommen (und sich elektrisch öffnen und schließen). Nur bei dessen Einfassung erkennt man am Dachhimmel den Kostendruck: Sie wirkt nicht ganz so sauber verarbeitet wie vielleicht bei anderen Modellen – das kann sich bis zur Serienproduktion aber noch ändern.

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