Rätselhafte Phänomene

Aliens oder Satellit? Wie eine UFO-Meldestelle arbeitet

Aktualisiert am 25.10.2024 – 10:55 UhrLesedauer: 4 Min.

Die Starlink Satelliten sorgen seit einigen Jahren für zahlreiche UFO-Meldungen. (Archivbild) (Quelle: Gene Blevins/ZUMA Press Wire/dpa/dpa-bilder)

Gibt es Aliens oder UFOs? Diese Frage treibt viele Menschen um. Bundesweit melden Leute jährlich Hunderte mysteriöse Himmelserscheinungen. Dann ermittelt die Meldestelle CEMAP.

Seit etwa einem halben Jahrhundert widmet er sich nun der UFO-Forschung. Aber eins möchte Hansjürgen Köhler gleich zu Beginn seines Gesprächs mit der Deutschen Presse-Agentur über das Centrale Erforschungs-Netz außergewöhnlicher Himmels-Phänomene (CENAP) klarstellen: „Wir unterscheiden uns von den Ufologen, welche behaupten, es gäbe auf der Erde eine außerirdische Präsenz“, betont der Gründer und Leiter von CENAP.

Manche dieser Ufologen verbreiteten, dass in den USA 30 abgestürzte Untertassen und über 113 tote und lebende Aliens versteckt würden. „Dies entbehrt jeglicher Beweise und spricht auch gegen unsere Erfahrungen in über 50 Jahren aktiver Fall-Untersuchungen“, sagt Köhler.

Insgesamt mehr als 11.000 Beobachtungseingänge habe CENAP bisher bearbeitet, mit Analysen von hunderten Fotos und Videos, welche auf natürliche und irdische Ursachen zurückgingen. Es gibt derzeit allerdings 119 offene Fälle ohne klares Ergebnis – doch auch die seien kein Grund für Spekulation: Es fehlten einfach nur konkrete Daten – etwa Datum, Uhrzeit, Ort des Geschehens, Himmelsrichtungsangaben -, die für eine Abklärung erforderlich seien.

Köhler erinnert an die Bedeutung der Abkürzung UFO: unidentifiziertes Flugobjekt (englisch: unidentified flying object). „Wir verstehen uns als Anlaufstelle für alle Zufallsbeobachter eines Phänomens, dessen Ursache sie nicht erkennen konnten und einfach wissen wollen, was es war“, erklärt er. Unterstützt wird seine 1976 gegründete Organisation von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) sowie der Deutschen Flugsicherung (DFS).

Die Art der gemeldeten Fälle habe sich über die Jahrzehnte stark verändert, berichtet Köhler. „In den 80er Jahren waren es kleine Mini-Heißluftballons, welche für mehr Meldungen sorgten, in den 90er Jahren waren es die Skytracker und Disco-Scheinwerfer. Ende der 90er kamen die chinesischen Himmelslaternen dazu und sorgten in den ersten 2000er Jahren für extrem starke Meldeeingänge, in den 2010er Jahren kamen dann die Privat- und Industriedrohnen ins Spiel.“

Und seit etwa fünf Jahren sei auch der Einfluss von Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX zu spüren, dessen Starlink-Satelliten die Fallzahlen der UFO-Sichtungen in die Höhe treiben. „In normalen Jahren hatten wir in der Regel 300 bis 400 Falleingänge, inzwischen haben wir seit 5 Jahren 700 bis 900 Falleingänge.“ 2024 habe es bis zum 20. Oktober über 850 Fälle gegeben – bis Jahresende könnten es mehr als 1.000 werden.

Der Start eines Starlink-Satelliten in Kalifornien. (Archivbild) (Quelle: Gene Blevins/ZUMA Press Wire/dpa/dpa-bilder)

Doch bei weitem nicht alle Fälle sind auf Musks Satelliten zurückzuführen. Manchmal sorgen etwa Raketenzündungen – sogenannte BurnUps – im Orbit ebenfalls für UFO-Meldungen, „da diese am Nachthimmel von der Sonne angestrahlt fantastische Gebilde am Zenit verursachen“, erklärt Köhler.

Doch was genau passiert nach einer UFO-Meldung? Zunächst werden Grunddaten erfasst: Datum, Uhrzeit, Ort mit Postleitzahl. Danach wird eine Karte des Ortes erstellt und die Beschreibung des Zeugen sowie die beigefügten Fotos oder Videos werden in die Fallakte eingegeben.

Erst danach geht die Arbeit richtig los: „Darauf folgt die Überprüfung der üblich verdächtigen Ursachen. Bei Nachtbeobachtungen werden die astronomischen Daten am Beobachtungsort aufgerufen (Planeten, Sternkarte), gegebenenfalls auch die Überflug-Daten von Satelliten, ISS und hellen Raketenteilen“, erklärt Köhler. Zusätzlich werden manchmal auch Daten des Flugverkehrs zu Überflügen von Flugzeugen oder Helikoptern geprüft.

Foto- und Videoaufnahmen der Meldungen werden mit einem umfangreichen Archiv abgeglichen, welches gleich nach der Gründung von CENAP im Jahre 1973 in Mannheim eingerichtet wurde und seitdem Daten sammelt. „Dies führt in aller Regel zur Identifizierung der jeweiligen Beobachtung“, so der CENAP-Leiter.

Doch wer meldet die Sichtungen überhaupt? Sind dies nur an Aliens auf der Erde glaubende Verschwörungstheoretiker? „Es sind alle Altersgruppen vertreten, alle Berufsgruppen und zu 99 Prozent wollen sie von uns wissen, was sie beobachtet haben, und kommen auch nicht in der Erwartung, ein außerirdisches Raumschiff gesehen zu haben“, sagt Köhler.

Er betont aber auch: „Natürlich gibt es dann ein Prozent, das mit seiner Einstellung überzeugt ist, jetzt selbst ein außerirdisches Raumschiff gesehen zu haben – wie es tagtäglich in diversen TV-Dokus als Wahrheit verbreitet wird – und ist dann enttäuscht, wenn wir eine recht irdische Ursache identifiziert haben.“

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