Die Zeiten der hohen Zinsen könnten bald vorbei sein. Um attraktive Renditen zu erzielen, bleibt der Aktienmarkt eine lukrative Alternative.
Ob es bald überhaupt keine Zinsen mehr auf Tages- oder Festgeld gibt, wie in den Jahren vor Corona, ist zu bezweifeln. Aber mehr als drei Prozent sind mittelfristig kaum noch drin, und bei Sparkassen oder Volksbanken ist nach wie vor wenig zu holen. Umso erstaunlicher, dass Smartbroker+ aus Berlin jetzt in die Offensive geht und mit seinem Zinsangebot von drei Prozent die Berliner Konkurrenz von Trade Republic ausstechen will.
Trade Republic zahlt zwar 0,25 Prozent mehr als Smartbroker+, doch Anleger haben ein berechtigtes Interesse daran, zu wissen, wo ihr geparktes Geld landet. Die Information auf der Homepage, dass „bei größeren Beträgen das Guthaben am Geldmarkt diversifiziert wird“, ist nicht gerade vertrauenerweckend.
Denn Sicherheit ist beim Tagesgeld das A und O. Auf Nachfrage bestätigte Trade Republic, dass Guthaben ab einer bestimmten Höhe nicht bei Partnerbanken wie J.P. Morgan oder HSBC hinterlegt, sondern in Geldmarktfonds investiert werden.
Das Problem dabei ist, dass Fonds Sondervermögen sind. Zwar geschützt, aber im Detail eben nicht vergleichbar mit einer Großbank wie J.P. Morgan oder der Deutschen Bank als Parkplatz für Kundengelder.
Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen Daniel auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.
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Wer dagegen mehr als drei Prozent sehen will, kommt derzeit um den Aktienmarkt nicht herum. Unter Risikogesichtspunkten sind Aktien als Kapitalanlage natürlich von festverzinslichen Anlagen zu unterscheiden. Aktien bringen zwar im Schnitt mehr als die aktuellen Zinsen, sind aber kurzfristig gesehen risikobehafteter.
Ein Mix erscheint aber durchaus sinnvoll. Denn Aktien haben in den letzten Jahrzehnten im Schnitt sieben Prozent pro Jahr gebracht. Die Rendite kann bei Aktien von Jahr zu Jahr schwanken, und es gibt auch Jahre, in denen es abwärtsgeht. „Volatilität gehört am Aktienmarkt dazu. Aktien breit gestreut sind jedoch per se Anteile an Unternehmen und damit nicht nur ein breites, sondern ein diversifiziertes Investment“, argumentiert Experte Vanyo Walter vom Broker RoboMarkets.
Wie aber verhält es sich eigentlich bei den Deutschen generell mit der Neigung zu Zinsen und Aktien? J.P. Morgan Asset Management wollte mit dem „Finanzbarometer 2024“, einer repräsentativen Befragung von 2.000 Frauen und Männern in Deutschland, genau wissen, wie die Deutschen sparen.
Laut dieser Studie gibt es in Deutschland leider nach wie vor viele Menschen, die sich nicht an den Kapitalmarkt heranwagen. Während 38 Prozent der Befragten bisher nur sparen, gibt es 14 Prozent, die weder sparen noch anlegen. Insgesamt scheuen somit noch mehr als die Hälfte der Deutschen Kapitalmarktinvestments.
Diese Zahl unterscheidet sich damit signifikant von den USA, wo Beteiligungen, und damit der private Aktienbesitz an Unternehmen, völlig selbstverständlich sind. Laut J.P. Morgan ist es denjenigen, die bisher weder in Fonds noch in ETFs, Aktien oder Anleihen investieren, am wichtigsten, dass eine Anlage auch mit kleinen Beträgen möglich ist. Dies wünscht sich mit 28 Prozent fast jeder dritte befragte Sparer.
Ein Viertel der befragten Deutschen erhofft sich darüber hinaus generell ein besseres Verständnis für Geldanlagen. Dies ist wahrscheinlich der Punkt, der am einfachsten angegangen werden könnte. Wer sich ein halbes Jahr lang jede Woche zwanzig Minuten mit dem Basiswissen der Geldanlage beschäftigt, entwickelt ein absolut ausreichendes Verständnis für Portfoliostruktur, ETF-Anlagen oder Investments in Zertifikate. Der einfachste Spruch ist dabei auch der beste: Kaufen Sie, was Sie verstehen und kennen.
„Wissen schlägt also Bequemlichkeit, wenn es darum geht, den Weg vom Sparen zum Anlegen einzuschlagen“, fasst Matthias Schulz, Managing Director bei J.P. Morgan Asset Management, ein wesentliches Ergebnis der Umfrage zusammen. „Das ist bemerkenswert, weil in den vergangenen Jahren verstärkt der Eindruck entstanden ist, dass einfache Technologien in Form von Apps extrem wichtig sind, damit Menschen sich dem Kapitalmarkt zuwenden“, führt Schulz aus. Entscheidend seien aber Finanzwissen und das Verständnis für den Kapitalmarkt.