Um „Spinner“ und AfD-Leute draußen zu halten, prüft die Partei von Sahra Wagenknecht jedes neue Mitglied. Auch ein AfD-Mann hatte sich für eine Mitgliedschaft interessiert.

Verkleidet hat sich Olaf Kappelt schon in seinem Job als Stadtführer gern. Komplett in preußischer Uniform und mit falscher Nase im Gesicht führte er Besucher als Friedrich II. zu den Wirkungsstätten des Hohenzollernherrschers in Potsdam. Den Effekt einer gelungenen Verkleidung wollte der Bremer AfD-Politiker zuletzt wohl auch nutzen, um sich in die neue Partei von Sahra Wagenknecht einzuschleichen.

Getarnt mit einer Perücke auf dem Kopf und unter dem falschen Vornamen Hans, soll sich Kappelt am 11. Dezember 2023 in einem Berliner Hotel zu einem Gespräch mit einer Vertreterin des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) getroffen haben, um in die Partei aufgenommen zu werden. Das berichtet jetzt das ZDF, das mit einem Kamerateam bei dem Gespräch dabei war. Die falsche Identität des vermeintlichen BSW-Anwärters war zu dem Zeitpunkt auch den ZDF-Journalisten nicht bekannt. Das BSW prüft jeden einzelnen Mitgliedsantrag und nimmt nur ausgewählte Personen auf – nach eigenen Angaben, um „Spinner“ und AfD-Leute abzuwehren.

Das BSW hat sich bislang nicht zu dem Unterwanderungsversuch des AfD-Politikers geäußert. t-online hat Olaf Kappelt mit der Recherche des ZDF konfrontiert. Kappelt sagte dazu nur, dass er sich in der Vergangenheit positiv über Sahra Wagenknecht geäußert habe. Die Recherche aber kenne er noch nicht – und, so Kappelt: „Ich möchte mich nicht dazu äußern“.

In der AfD ist Kappelt berüchtigt, seine Parteikarriere war von Skandalen begleitet. Ein Parteikollege sagte t-online: „Der ist total irre.“ Kappelt ist studierter Historiker und Soziologe. Kappelt war zunächst Mitglied in der CDU, danach in der AfD. Schon bei der Bremerhavener CDU erregte in den 1980er-Jahren ein Skandal um verschwundene Wahlzettel erhebliches Aufsehen.

Kappelt war damals Kreis- und Fraktionsgeschäftsführer. Nach seinem Eintritt in die AfD war er zunächst in Brandenburg aktiv, wurde dort auch in einen Kreistag gewählt – verlor den Sitz allerdings wieder, als sich herausstellte, dass er Falschangaben zu seinem Wohnsitz gemacht hatte.

Im selben Jahr brachte er seiner Partei eine herbe Schlappe ein, weil er als Versammlungsleiter ein wichtiges Dokument nicht unterzeichnete. Die Folge: Die AfD konnte in dem Kreis nicht zur Landtagswahl antreten.

Zuletzt war er für die AfD in Bremen aktiv, 2021 trat er dort als Spitzenkandidat an. Dort war allerdings der Landesverband der AfD heillos zerstritten und in zwei Lager zerfallen. 2023 führten diese Verhältnisse schließlich dazu, dass auch die AfD in Bremen nicht zur Landtagswahl antreten durfte.

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