Maximilian Krah tritt bei der Bundestagswahl im Wahlkreis Chemnitzer Umland an. Doch bis er seine Kandidatur bekannt gibt, vergehen mehr als zweieinhalb Stunden. Ein Abend voller Wendungen.

Erst wollte er, dann wieder nicht, am Ende kandidierte er doch: Nach viel Hin und Her hat die AfD den Skandalpolitiker Maximilian Krah am Mittwochabend als Direktkandidaten für die Bundestagswahl im Chemnitzer Umland – Erzgebirgskreis II aufgestellt.

Doch anders als erwartet, wollte Krah den Kandidatenplatz zunächst gar nicht. „Ich kann euch nicht versprechen, diesen Wahlkreis zu gewinnen, weil die Zeit so knapp ist“, begründete Krah seinen kurzfristigen Sinneswandel. Ein Raunen ging durch den Raum. „Was ist das denn für ein Schauspiel?“, rief ein Mitglied aus der zweiten Reihe.

Krahs Entscheidung überraschte. In den vergangenen Wochen hatte er nicht nur drei Veranstaltungen im Wahlkreis absolviert, sondern auch seine Bundeskandidatur selbst prominent ins Spiel gebracht. Viele Mitglieder waren auf ihn eingeschworen – andere Kandidaten hatten einen schweren Stand. Ein Anwesender witterte nach seinen Worten sogar eine „Verschwörung“ gegen Krah.

Bis Samstag habe Krah seine Kandidatur noch geplant – und sich dann nach einem Gespräch mit Mike Moncsek (AfD) doch dagegen entschieden. Er nannte drei Gründe: eine erwartete Erststimmenkampagne der anderen Parteien gegen ihn, eine Störkampagne des „Zentrums für Politische Schönheit“ und Moncseks Bekanntheit im Wahlkreis.

Der 60-jährige Moncsek hatte diesen Wahlkreis bei der vergangenen Bundestagswahl gegen den damaligen Ostbeauftragten Marco Wanderwitz (CDU) gewonnen. Doch nach seinem Sieg bei der Landtagswahl im September 2024 wollte er erst auf das Bundestagsmandat verzichten – und nun doch wieder in den Bundestag.

„Ich hab in zehn Jahren AfD schon viel erlebt. Aber eine solche Scharade wie heute habe ich noch nie erlebt“, kommentierte AfD-Kreisrat Matthias Hofmann diese Entscheidung und bekam dafür übermäßigen Applaus.

Moncsek nutzte seine achtminütige Vorstellungsrede, um Mitgliedern vorzuwerfen, dass sie ihn nicht unterstützt hätten. Auch gegen seine beiden Gegenkandidaten teilte er aus: „Der eine will uns koalitionsfähig machen und der Holger hat Angst auf den Weihnachtsmarkt zu gehen und sich mit Leuten zu treffen.“ Holger Zielinski schaffte es dann nicht mehr in die Stichwahl.

Doch auch der zweite Wahlgang brachte keine Entscheidung. Ulrich Oehme erhielt 17 Stimmen, Moncsek kam auf 18. Eine Mehrheit sieht anders aus: Ganze 45 Mitglieder legten Nein-Stimmen ein, zwei Stimmen waren ungültig. Ein vernichtendes Votum für beide verbliebenen Kandidaten.

Während drinnen ausgezählt wurde, erklärte Krah vor der Tür, dass Moncsek bei einem so verkürzten Wahlkampf einfach der geeignetere Kandidat sei. Keine halbe Stunde nach dieser Aussage ließ sich Krah beim dritten Wahlgang doch aufstellen. Und argumentierte plötzlich anders herum: „Ich bringe natürlich meine Bekanntheit mit: Das ist ein Vorteil bei einem so kurzen Wahlkampf.“

Die Mitglieder im Chemnitzer Umland stimmte er auf einen rauen Wahlkampf ein. „Man wird euch irgendwelche Antifanten schicken, eure Wahlstände werden bewacht werden müssen, Plakate müssen wir verteidigen“, so Krah. „Ich denke, dass es meine Pflicht war, euch das zu ersparen.“ Doch nun gelte: „Wenn ihr sagt, auf in den Kampf: An mir scheitert der Kampf nicht.“ Krah wurde schließlich mit 46 von 79 Stimmen gewählt.

Seine Kandidatur ist in der AfD umstritten. Während des Europawahlkampfes verhängte die Parteispitze zwischenzeitlich Auftrittsverbote wegen Spionagevorwürfen gegen einen Mitarbeiter und wegen mutmaßlicher Verharmlosung der Waffen-SS in einem Interview. Die AfD-Europaabgeordneten schlossen ihn daraufhin aus ihrer Delegation aus.

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