Verweis auf Vorbild, das es nicht gibt
AfD will Asylbewerber auf Insel unterbringen
20.02.2025 – 11:16 UhrLesedauer: 2 Min.
Die AfD will Asylbewerber auf einer abgelegenen Insel unterbringen. Sie verweist auf ein Vorbild, das es gar nicht gibt.
Die AfD Hamburg hat mit einer umstrittenen Forderung für Aufsehen gesorgt. Die Partei hat vorgeschlagen, Asylbewerber auf der Nordseeinsel Neuwerk unterzubringen. In ihrem Wahlprogramm zur Bürgerschaftswahl am 2. März begründet die Partei dies mit vermeintlich positiven Erfahrungen Dänemarks, wo Migranten angeblich auf der Insel Lindholm untergebracht worden seien. Lesen Sie hier mehr dazu.
Tatsächlich hat es ein solches Modell dort nie gegeben. Die AfD argumentiert, dass Dänemark Asylbewerber zentral auf Lindholm untergebracht habe, um sowohl deren Schutz als auch den der Gesellschaft zu gewährleisten. Doch die Pläne, straffällige Migranten auf der unbewohnten Insel in der Ostsee unterzubringen, stammen aus dem Jahr 2018 und wurden nie umgesetzt.
Damals regierte in Dänemark eine bürgerliche Koalition mit Unterstützung rechtspopulistischer Kräfte. Die spätere sozialdemokratische Regierung stoppte das Vorhaben bereits 2019. Zudem hatte die UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet Bedenken gegen das Projekt geäußert und vor einer Isolation von Geflüchteten gewarnt.
Innerhalb der Hamburger AfD gibt es kaum Bemühungen, die falsche Darstellung zu korrigieren. Parteisprecher Robert Offermann räumte auf Nachfrage der „Zeit“ ein, dass die entsprechende Passage im Wahlprogramm „ungenau formuliert“ sei, wollte dies aber nicht weiter erklären.
In Parteikreisen hieß es zudem, der Text sei aus dem Wahlprogramm von 2020 übernommen worden, ohne die Aktualität der Forderung zu prüfen. Obwohl die Online-Version geändert werden könnte, sieht die Partei offenbar keine Veranlassung dazu. In der Sache hält die AfD an ihrem Plan für Neuwerk fest.
Die Insel Neuwerk ist eine kleine, abgelegene Nordseeinsel mit rund 40 Einwohnern. Sie gehört historisch zu Hamburg, liegt jedoch näher an Cuxhaven und ist nur per Schiff oder bei Ebbe mit dem Wattwagen erreichbar. Die Infrastruktur ist begrenzt: Es gibt keine dauerhafte ärztliche Versorgung, nur wenige Gebäude und eine begrenzte Anzahl an Übernachtungsmöglichkeiten für Touristen. Der Hamburger Senat plant Investitionen, um den Inselbetrieb langfristig zu sichern.