Ärztin vergleicht Böllerverletzungen mit Kriegsverletzungen

Charité-Handchirurgin vor Silvester

„Schwere Böllerverletzungen sind identisch mit Kriegsverletzungen“


Aktualisiert am 28.12.2025 – 16:44 UhrLesedauer: 2 Min.

Kugelbombe (Archivbild): Sprengkörper wie dieser können zu schwersten Verletzungen führen. (Quelle: Federico Gambarini)

Silvester bedeutet in Berlin oft Chaos. Auch die Kliniken der Hauptstadt stehen vor einer gewaltigen Herausforderung. Eine Handchirurgin von der Charité berichtet.

Wickert ist Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie. Die promovierte Oberärztin leitet die Abteilung für Handchirurgie am Berliner Universitätsklinikum. Über den Jahreswechsel sagt sie: „Silvester und Neujahr sind absolute Großkampftage für uns.“

Am häufigsten würden sie und ihre Kollegen an diesen beiden Tagen Verbrennungen behandeln. Denn die Mehrheit der Menschen nutze zumindest TÜV-geprüftes Feuerwerk, sagt Wickert. Doch sie sagt auch: „Vor allem beim Zünden illegaler Knallkörper kann es zu massiven Sprengverletzungen an der Hand kommen.“ Von diesen sehr schweren Böllerverletzungen seien hauptsächlich junge männliche Patienten ab 13 Jahren betroffen, Dabei könnten sogar Finger oder ganze Gliedmaßen abgetrennt werden, so die Medizinerin.

Ist es erst einmal zu einer solchen Verletzung gekommen, sei die korrekte Reaktion wichtig: „Im Falle schwerer Verletzungen hat man als erfahrener Handchirurg die Aufgabe, einen klaren Behandlungsplan zu haben.“ Dabei gibt es eindeutige Prioritäten: „Den Daumen wollen wir immer retten, da er für das Greifen mit der Hand elementar ist. Wenn andere Finger weggesprengt sind, haben der Zeige- und der Mittelfinger Priorität, um den sogenannten Drei-Punkte-Griff zu erhalten.“

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Quelle: t-online

Doch selbst diese Mindestrekonstruktion der Hand ist nicht immer möglich. Dann müssen die Handspezialisten pragmatisch sein. „Die Arbeit in der Handchirurgie kann man mit einem Puzzle vergleichen“, so Wickert. „Denn richtig schwere Böllerverletzungen sind identisch mit Kriegsverletzungen.“

Dann müsse sie genau schauen: „Wie schwer sind die Verbrennungen? Wie viele Gefäße sind noch intakt? Besteht noch eine Knochenstruktur?“ Unter Umständen könne man Strukturen eines abgetrennten Fingers in einen teilverletzten anderen Finger implantieren.

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