Ärger beim Karneval
Beleidigungen gegen Behrens? Fans und Polizei uneins
Aktualisiert am 06.03.2025 – 20:25 UhrLesedauer: 3 Min.
Fußball-Fans taten ihren Unmut über Innenministerin Daniela Behrens beim Braunschweiger Karneval kund. Die Polizei griff ein. Über die Maßnahmen ist man sich uneins.
Seit Wochen begleitet den Vorlauf des Niedersachsenderbys zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig die Debatte um das abermals reduzierte Gästefankontingent. Beim Duell der Rivalen dürfen am Sonntag (13.30 Uhr) deutlich weniger Eintracht-Fans als üblich dabei sein. Zahlreiche Protestaktionen schlossen sich an.
Braunschweiger Anhänger platzierten sich ausgestattet mit einer Behrens-Maske mit Clownsnase am Rande des Umzugs. Ebenfalls dabei: Protestplakate, auf denen unter anderem die Aufschrift „Fankultur erhalten, Behrens muss fallen“ zu lesen war.
Neben „Behrens raus“-Sprechchören kam es im weiteren Verlauf des Schoduvels zu Rufen aus der Masse. Die Polizei wertete diese als Beleidigungen, stellte laut eigenen Angaben die Identität der Störer fest und leitete gegen zwei Personen Strafverfahren ein.
Die polizeilichen Maßnahmen kritisierte die Blau-Gelbe Hilfe im Nachgang deutlich. Der Karneval sei auch die Zeit, in der die Obrigkeit kritisiert und „auf die Schippe genommen“ werde, heißt es in einer Stellungnahme zum Schoduvel.
Die Polizei habe auf „angebliche“ Beleidigungen dünnhäutig reagiert. Denn zum öffentlichen Amt von Politikern wie Daniela Behrens gehöre eine „kritische Betrachtung seitens der Bevölkerung“ dazu.
Die getroffenen Maßnahmen halte man für überzogen, mit der polizeilichen Aktion sei „mit Kanonen auf Spatzen geschossen“ worden, schreibt die Fanhilfe und schildert ihre Sicht. Demnach sei eine Gruppe von rund 25 Personen am Friedrich-Wilhelm-Platz festgesetzt worden. „Nach Feststellung der Personalien und Identifikation der mutmaßlichen Täter ließ man die Personen nicht etwa wieder gehen, sondern hielt die Gruppe insgesamt eine Stunde lang fest“, so die Fanhilfe.
Dies deute aus Sicht der Fans „auf mangelndes demokratisches Verständnis – Stichwort Meinungsfreiheit“ – hin. Weiter heißt es: „Es drängt sich der Verdacht auf, dass mit dieser Maßnahme jegliche Kritik an den Entscheidungen von Ministerin Behrens im Hinblick auf das Derby – erzwungene Reduzierung des Gästefankontingents um 40 Prozent – erstickt werden sollte.“
Die Polizei verteidigte die eigenen Maßnahmen auf Nachfrage von t-online. Aus einer rund zehnköpfigen Gruppe heraus sei es fortlaufend zu mehreren persönlichen Beleidigungen gegenüber Landesinnenministerin Behrens gekommen. Die Grenze des „auf die Schippe nehmen“ sei eindeutig überschritten worden, so die Polizei.
Als die Gruppe auf rund 35 Personen anwuchs und sich zum Friedrich-Wilhelm-Platz begab, habe man „aufgrund des Auftretens der Gruppe und der begangenen Straftaten (Beleidigungen)“, entschieden, die entsprechenden Personen zu kontrollieren.
Anschließend sei die Gruppe „aus gefahrenabwehrenden Gründen“ einer Identitätsfeststellung unterzogen worden, schildert die Polizei weiter. „Da sie sich außerdem in der durch die Stadt Braunschweig ausgewiesenen Waffenverbotszone befanden, wurden auch Durchsuchungen vorgenommen.“ Die Maßnahmen hätten rund eine Stunde in Anspruch genommen.
Währenddessen habe Behrens mit ihrem Wagen den Kontrollort passiert. Dies geschah abgesehen von „Unmutsäußerungen“ ohne besondere Vorkommnisse. Anschließend seien die Personen entlassen worden.
So oder so dürfte die Debatte um die Behrens-Entscheidung zur Gästefanreduzierung rund um das Derby ein großes Thema bleiben. Die Braunschweiger Fans zogen bereits im Rahmen einer Demonstration durch die Landeshauptstadt und riefen zum Boykott der Partie in Hannover auf. Nach der Reduzierung des Kontingents dürften maximal 2.541 Anhänger der Eintracht in der Heinz von Heiden Arena dabei sein.