Der Stern verliert an Strahlkraft
Immer schlechtere Zahlen: Ist der Mercedes-Boss gescheitert?
30.01.2025 – 11:19 UhrLesedauer: 2 Min.
Mercedes schwächelt: Der Absatz sinkt, die Margen bröckeln, die Konkurrenz zieht davon. Vor allem in China wird es eng – und das Design polarisiert. Schafft der Konzern die Wende oder verliert der Stern seinen Glanz?
Mercedes-Benz steht ein schwieriges Jahr bevor. Die Verkaufszahlen sinken stetig, die Margen schrumpfen, die Konkurrenz zieht davon. Die Hoffnungen auf eine goldene Elektroauto-Zukunft haben sich bislang nicht erfüllt. Im vergangenen Jahr verkaufte der Konzern nur noch 1,983 Millionen Fahrzeuge (-4,12 Prozent) – das fünfte Jahr in Folge mit rückläufigem Volumen. Besonders schmerzhaft: der Einbruch bei den Luxusmodellen. Die S- und G-Klasse, einst Aushängeschilder der Marke, verzeichneten ein Minus von 14 Prozent.
Auch die Rendite blieb hinter den Erwartungen zurück. Konzernchef Ola Källenius hatte im Jahr 2022 eine operative Marge von mindestens acht Prozent versprochen – in guten Zeiten sollten es bis zu 14 Prozent sein. Jetzt kämpft Mercedes um 7,5 Prozent. Zum Vergleich: BMW liegt mit über zehn Prozent deutlich darüber, während Tesla durch Preissenkungen Marktanteile gewinnt.
Besonders heikel ist die Situation in China. Der weltgrößte Automarkt, lange ein Garant für hohe Gewinne, entwickelt sich zum Risiko. Die Immobilienkrise macht wohlhabende Käufer vorsichtiger, gleichzeitig holen chinesische Hersteller im Elektrosegment rasant auf. BYD, Nio und andere drängen mit innovativen und günstigen Modellen auf den Markt. Mercedes gerät unter Druck – mit Absatz- und Umsatzrückgängen, die sich 2025 fortsetzen dürften.
Aber nicht nur in China gibt es Probleme. Auch in Europa und den USA steht Mercedes vor Herausforderungen. Hohe Inflation und Zinsen mindern die Kaufkraft. Zudem drohen in den USA neue Importzölle, die das Geschäft zusätzlich belasten könnten.
Während Modelle wie der GLC oder die E-Klasse solide Ergebnisse einfahren, enttäuschen die elektrischen Flaggschiffe EQS und EQE. Kunden kritisieren die runde, uniforme Form, die wenig Premium-Charakter ausstrahlt. Auch das futuristische Interieur polarisiert – viele Käufer ziehen klassische Eleganz dem technischen Overkill vor. Besonders bitter: Während Mercedes mit seinen EQ-Modellen nur zögerlich Erfolge feiert, hat BMW mit der i-Reihe im Elektrosegment die Nase vorn.
Angesichts der schwachen Zahlen setzt Finanzvorstand Harald Wilhelm auf ein altbewährtes Mittel: Kosten senken. Fünf Milliarden Euro sollen bis 2027 eingespart werden – ein Kraftakt, der auch Arbeitsplätze kosten könnte. Vor allem in Produktion und Entwicklung drohen Einschnitte. Gleichzeitig soll der neue Vertriebsvorstand Mathias Geisen eine bessere Balance zwischen Preis und Absatz finden. Doch ob das reicht, um die Rendite zu stabilisieren, ist fraglich.
Große Hoffnungen ruhen auf einer Modelloffensive ab 2026. Dann soll der neue CLA starten, gefolgt von überarbeiteten Modellen wie dem GLC. Insbesondere eine neue Plattform soll Mercedes helfen, wettbewerbsfähige Elektroautos anzubieten. Doch zwei Jahre sind in einem hart umkämpften Markt eine lange Zeit.