Millionenschwerer Auftrag
Abeking & Rasmussen baut High-Tech-Schiffe für den Bund
26.03.2025 – 19:21 UhrLesedauer: 2 Min.
Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes bekommt Zuwachs für ihre Flotte. Die neuen millionenschweren Mehrzweckschiffe können so einiges.
Lose Kabel hängen noch von den Decken, Handwerker setzen Duschwannen ein – doch schon Ende des Jahres soll das erste von drei neuen Mehrzweckschiffen an die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) übergeben werden. Das teilte Matthias Hellmann von der Werft Abeking & Rasmussen in Lemwerder bei Bremen mit.
Die neuen Schiffe sollen künftig dort zum Einsatz kommen, wo schnelle Hilfe nötig ist: beim Löschen von Bränden auf See, beim Abschleppen havarierter Schiffe oder bei der Bergung von Verletzten. Zuletzt unterstützten Crews etwa bei einem brennenden Öltanker vor der britischen Küste und beim havarierten Tanker „Eventin“ vor Rügen.
Die bisherige Flotte der WSV ist veraltet. „Wir fahren aktuell nur Oldtimer“, sagte Projektleiter Harald Janssen. Deshalb sollen drei von vier bestehenden Mehrzweckschiffen ersetzt werden: Die „Scharhörn“ in Kiel bis Ende des Jahres, die „Mellum“ in Wilhelmshaven bis Spätsommer 2026 und die „Neuwerk“ in Cuxhaven bis Frühjahr 2027.
Alle neuen Schiffe sind baugleich. Das spart nicht nur Kosten, sondern soll den Besatzungen künftig auch das Umsteigen erleichtern. Insgesamt werden rund 680 Millionen Euro für alle drei Schiffe fällig.
An Bord der neuen Schiffe wird es unter anderem einen Notarztraum geben – ausgestattet wie ein Rettungswagen. Nur wenige Meter weiter ist ein Labor vorgesehen, um etwa bei Chemieunfällen Proben analysieren zu können. Ein speziell abgeschirmter Serverraum soll auch bei Einsätzen unter Extrembedingungen funktionieren und gegen Cyberangriffe geschützt sein.
Eine Schleuse an Bord ermöglicht es der Besatzung, sich nach dem Kontakt mit Schadstoffen zu dekontaminieren. Außerdem können künftig Hubschrauber auf den Schiffen landen. „Für uns ist das wichtig, weil wir so autarker sind und flexibel auf das jeweilige Einsatzszenario reagieren können“, erklärte Eric Oehlmann, Leiter der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt. Spezialteams oder Ausrüstung könnten eingeflogen, Verletzte direkt ins Krankenhaus gebracht werden.
Zum ersten Mal setzt die WSV auf Flüssiggas-Antrieb. Das sei zwar technisch aufwendig, aber ein Schritt in Richtung umweltfreundlichere Schifffahrt, so Oehlmann. Die Schiffe lassen sich später auf synthetisches Methan umrüsten.
Die Arbeiten an den Schiffen laufen unter Hochdruck. Pro Schiff werden rund 640 Kilometer Kabel verlegt – so viel wie von Bremen bis Stuttgart. Rohre, Isolierung und Innenausbau sind in vollem Gange. Schon bald soll die „Scharhörn“ vom Stapel laufen und als erstes von drei neuen Spezialschiffen in Betrieb gehen.