Ebenso empfiehlt die Tinnitus-Patientenleitlinie die Teilnahme an Selbsthilfegruppen. Die damit verbundene Anleitung zur Selbsthilfe sei für viele Betroffene ein wirksames und unterstützendes Moment der Behandlung. Durch den Austausch finden Betroffene Hilfe und Halt. Sie erfahren: Anderen ergeht es ähnlich wie mir – ich bin nicht allein. Ebenso können sich Betroffene gegenseitig darüber austauschen, welche Methoden ihnen helfen, besser mit dem Tinnitus umzugehen. Die Akzeptanz des Tinnitus nimmt zu, wenn Betroffene in einem stützenden Netzwerk unterwegs sind.
Betroffene berichten immer wieder, dass ihnen Entspannungstechniken wie Meditation, Qigong, Yoga oder Progressive Muskelentspannung guttun. Auch wenn wissenschaftliche Belege zur Wirksamkeit derzeit fehlen, können Entspannungsverfahren einen Versuch wert sein. Sie können stresslindernd wirken, Unruhe dämpfen und das innere Gleichgewicht unterstützen. Da Meditation in Stille oft als zu belastend empfunden wird, können wohltuende Klänge zur akustischen Stimulation eingesetzt werden. Sie lenken die Aufmerksamkeit vom Ohrgeräusch weg. Das können Entspannungsmusik, ein Zimmerbrunnen, eine Klangschale oder Naturgeräusche wie Vogelzwitschern, Meeresrauschen, Bachplätschern oder Regenprasseln sein.
Ebenso gibt es sogenannte Tinnitus-Noiser oder Tinnitus-Masker. Dabei handelt es sich um kleine Geräte, welche im Ohr getragen werden und leise Geräusche abgeben, meist ein Rauschen. Diese sollen das Störempfinden abmildern. Zwar ist die Wirksamkeit dieser Rauschgeräte wissenschaftlich nicht abschließend belegt, doch stellen sie eine mögliche Option zur Linderung dar: Es gibt Tinnitus-Betroffene, die mit der akustischen Ablenkung positive Erfahrungen gemacht haben.
Tipp: In vielen Fällen ist Tinnitus von einer Schwerhörigkeit begleitet. Mehr als die Hälfte aller Menschen mit Tinnitus leidet unter einer Hörminderung. Ein Hörgerät hilft, die Aufmerksamkeit wieder stärker auf die Umwelt zu lenken und den Fokus vom Ohrgeräusch weg zu verlagern. Auch die Ohrgeräusche selbst können sich verbessern.
Auch wenn es sich viele Tinnitus-Betroffene zunächst nicht vorstellen können: Es kann Druck nehmen und entlasten, wenn es gelingt, den Blickwinkel zu ändern – und den Ohrgeräuschen positive Aspekte zuzuschreiben. Statt den Tinnitus als Feind zu betrachten, der den ganzen Tag nervt und Angst und Sorgen macht, kann ein Perspektivwechsel helfen. Manche Betroffene beispielsweise geben ihren Ohrgeräuschen einen Namen und sagen beispielsweise: Brummbär ist wieder besonders aktiv. Ich glaube, er möchte mich auf etwas hinweisen, und sie verbinden das Geräusch mit dem Vorsatz, achtsamer mit sich umzugehen, etwa Stress zu reduzieren, auch mal Nein zu sagen, Zeit für Spaziergänge einzuplanen oder Ähnliches.
Eine weitere völlig neue Perspektive wäre, den Tinnitus zur Superkraft zu erklären und beispielsweise zu sagen: Mein Tinnitus macht mich besonders wach, stark, widerstandsfähig (wählen Sie eine positive Eigenschaft, die zu Ihnen passt). Oder sagen Sie: Durch meinen Tinnitus gelingt es mir, dass … Fügen Sie einen positiven Aspekt ein. Veränderte, optimistische Blickwinkel unterstützen die Akzeptanz der Ohrgeräusche.
Nehmen wir eine unveränderliche Gegebenheit an, lassen Druck, Stress und der Fokus darauf nach. In der Folge sind wir entspannter. Wir können unsere Aufmerksamkeit leichter auf andere Dinge richten. Die Ohrgeräusche dürfen in den Hintergrund rücken.











