Charité-Forscher berichten von Durchbruch
Berliner Patient vollständig von HIV geheilt
02.12.2025 – 14:08 UhrLesedauer: 2 Min.
Ein Patient gilt als vollständig von HIV geheilt – und das ohne die bislang als notwendig geltende genetische Resistenz. Forscher der Charité sehen darin einen Wendepunkt in der HIV-Therapie.
Ein Berliner Patient ist vollständig von Blutkrebs und HIV geheilt. Sein Fall gibt der Forschung neuen Auftrieb, denn anders als bisher angenommen brauchte es dafür kein genetisch resistentes Spenderorgan.
Der 60-Jährige gilt als erst siebter Mensch weltweit, der HIV dauerhaft besiegt hat. Die Charité veröffentlichte zum Welt-Aids-Tag neue Erkenntnisse, die den Fall erklären könnten und Wege zu neuen Therapieformen aufzeigen.
Bisher galten Stammzellspenden mit genetisch HIV-resistenten Zellen als Voraussetzung für eine Heilung. Diese verhindern, dass das Virus neue Immunzellen infiziert. Doch nur etwa ein Prozent der europäischen Bevölkerung trägt diese genetische Variante.
Beim Berliner Patienten war das anders: Seine Spenderin hatte kein vollständiges Resistenzmerkmal. Labortests zeigten sogar, dass ihre Zellen infizierbar waren. Trotzdem blieb der Mann nach der Transplantation dauerhaft HIV-frei.
Eine nun veröffentlichte Studie der Charité im Fachmagazin „Nature“ liefert eine Erklärung: Im Blut des Patienten fanden sich hochwirksame Antikörper, die infizierte Zellen markierten. Diese Markierungen zogen „natürliche Killerzellen“ an, die die befallenen Zellen gezielt zerstörten. Diesen Immunprozess bezeichnen Forscher als ADCC (antikörperabhängige zelluläre Zytotoxizität).
Die starke Immunantwort könnte der eigentliche Grund für die Heilung sein. „Bisher lag der Fokus auf dem resistenten Transplantat. Jetzt zeigt sich, dass auch ein sensibles Immunsystem erfolgreich sein kann“, sagt HIV-Forscher Christian Gaebler.
Die Erkenntnisse haben große Bedeutung. Denn sie zeigen: Auch ohne genetische Resistenz kann eine gezielte Immunreaktion zum Erfolg führen. In ersten Studien wird derzeit getestet, ob sich solche Antikörper gezielt verabreichen lassen. In etwa 20 Prozent der Fälle gelingt es damit, das Virus dauerhaft zu kontrollieren – ohne tägliche Medikamente.
Langfristig könnten Immunzellen sogar gentechnisch verändert werden, um sie gezielt gegen HIV einzusetzen. Solche Ansätze sind bereits aus der Krebsmedizin bekannt.











