Wegen weltbekannter Porzellanfirma
Traditionsdruckerei meldet Insolvenz an
15.11.2025 – 11:46 UhrLesedauer: 2 Min.
Ein Rechtsstreit hat eine ostdeutsche Traditionsfirma in die Insolvenz getrieben. Jetzt geht deshalb auch eine 352-Jahre alte Tochterfirma in die Knie.
Die Wiedemannsche Druckerei AG aus Saalfeld hat Insolvenz angemeldet. Der Schritt wurde notwendig, weil das Mutterunternehmen, die Könitz Porzellan GmbH, Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt hat. Die inzwischen 352 Jahre alte Druckerei mit rund 20 Beschäftigten ist eng an die Porzellanmanufaktur gebunden. Nach Angaben des zuständigen Insolvenzverwalters stammten zuletzt „90 Prozent der Aufträge“ von Könitz, wie er der Bild-Zeitung sagte. Der Rest seien Fremdaufträge.
Erste Ursache ist die Entwicklung bei Könitz Porzellan, deren Insolvenz die Druckerei direkt in die Zahlungsunfähigkeit gezogen hat. Das Unternehmen aus Unterwellenborn geriet wegen eines langwierigen Rechtsstreits in Frankreich in finanzielle Schwierigkeiten. Ein früherer Geschäftspartner hatte dort in erster Instanz „Schadenersatz in sechsstelliger Höhe“ erwirkt, erklärte Geschäftsführer Turpin Rosenthal MDR Thüringen.
Obwohl das Urteil noch nicht rechtskräftig sei, habe der Verfahrensgegner eine Kontenpfändung erwirkt. Rosenthal betonte, man habe die Insolvenz beantragt, um „einen Abfluss des Geldes ins Ausland zu verhindern“.
Könitz Porzellan zählt zu den bekanntesten Becher- und Tassenherstellern Deutschlands. Das Unternehmen produziert individuell bedrucktes Porzellan für internationale Kunden, darunter auch das Pariser Louvre. Die 100 Beschäftigten stellen monatlich bis zu 300.000 Becher her. Trotz des laufenden Insolvenzverfahrens führt Könitz die Produktion weiter und geht laut Geschäftsführung von einem positiven Ausgang des Rechtsstreits aus. Der Jahresumsatz lag zuletzt bei knapp zehn Millionen Euro.
Die Wiedemannsche Druckerei wurde 1673 gegründet und gilt als eine der ältesten Druckereien in Thüringen. Über fast drei Jahrhunderte blieb sie im Familienbesitz, bevor mehrere Eigentümerwechsel folgten. In den 1920er-Jahren stellte der Betrieb Not- und Inflationsgeld her, bevor er sich nach mehreren wirtschaftlichen Einschnitten dauerhaft auf keramischen Buntdruck spezialisierte. Im Jahr 2000 wurde sie dann von der Könitz Porzellan GmbH übernommen. Das Unternehmen fertigt bis heute die filigranen Dekore an, die Geschirr, Trinkflaschen und Werbeschilder zieren.
Der Sachwalter prüft derzeit Optionen, sowohl Könitz Porzellan als auch die Druckerei zu erhalten. Das Management äußerte sich laut Bild optimistisch, dass das Geschäftsmodell beider Betriebe tragfähig sei. Zudem läuft das Verfahren in Frankreich weiterhin in zweiter Instanz – ein Erfolg dort könnte die finanzielle Lage des Konzerns entscheidend stabilisieren.










