Ums Thema Tinnitus ranken sich zahlreiche Mythen. Einige sind Unsinn, andere dagegen sind wahr. Wir haben zehn davon kritisch unter die Lupe genommen.
Diese Aussage ist falsch. Bei einem akuten Tinnitus liegen die Chancen, dass die Töne im Ohr wieder verschwinden, sogar bei 80 Prozent. Doch auch ein chronischer Tinnitus hört bei circa 25 Prozent der Betroffenen innerhalb von fünf bis zehn Jahren wieder auf. Bei etwa 65 Prozent kommt es im Laufe der Zeit zu einer Gewöhnung an die Störgeräusche, sodass diese keine Belastung mehr darstellen.
Die Behandlungsmöglichkeiten bei Tinnitus sind vielfältig und richten sich nach der Art und der Schwere. Meist hat sich die Kombination verschiedener Behandlungsmethoden wie kognitiver Verhaltenstherapie, medikamentöser Behandlung mit Kortison, einer psychologischen Begleitung und akustischer Stimulation bewährt. Jede Behandlung zielt darauf ab, vom Ohrgeräusch abzulenken.
Stimmt nicht. Der Begriff Tinnitus bezeichnet zunächst einmal nur Störgeräusche im Ohr. Diese können unterschiedliche Ursachen haben und sind nur Symptome von Störungen im Körper. Allerdings kann ein Tinnitus krankmachen. Es ist daher sehr wichtig, sich über Ursachen für die Ohrgeräusche klar zu werden und diese auszuschalten.
Das kann man pauschal so nicht sagen. Grundsätzlich wird bei Tinnitus in subjektiven und objektiven Tinnitus unterschieden. Die objektive Form ist medizinisch messbar und kann über ein Stethoskop gehört werden. Es handelt sich hier um real existierende Strömungsgeräusche von Blutgefäßen, die durch Verengungen entstehen. Auch Zuckungen der Muskulatur im Mittelohr oder im Gaumen können Geräusche verursachen. Allerdings ist ein objektiver Tinnitus sehr selten. In den meisten Fällen (99 Prozent) gehen die Störgeräusche auf einen subjektiven Tinnitus zurück, der Phantomgeräusche auslöst. Diese werden nur von den Betroffenen selbst wahrgenommen.
Das lässt sich pauschal so nicht sagen. Zwar gilt Stress als eine der Hauptursachen für Tinnitus, doch es gibt zahlreiche andere Auslöser für Störgeräusche im Ohr. Hierzu gehören vor allem Lärm und laute Musik auf Konzerten, aber auch über Kopfhörer. Sie machen nach Angaben des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte rund 30 Prozent aller subjektiven Tinnitus-Fälle aus. Aber auch Entzündungen, Verknöcherungen im Ohr, Bluthochdruck, Nebenwirkungen von Medikamenten oder in seltenen Fällen ein Tumor können einen Tinnitus zur Folge haben.
Stimmt nicht. Auch wenn es Zusammenhänge zwischen Tinnitus und Hörsturz gibt, können beide unabhängig voneinander aufreten. Allerdings ist Tinnitus ein häufiges Symptom, das infolge eines Hörsturzes auftritt. Die mit einem Hörsturz verbundene Hörminderung verschwindet häufig wieder, doch es bleiben nicht selten Ohrgeräusche zurück. Übrigens: Mehr als die Hälfte aller Hörsturz-Fälle klingen spontan wieder ab, mithilfe ärztlicher Behandlung kommt es sogar in 90 Prozent aller Fälle zur Heilung. Damit geht auch meist der akute Tinnitus wieder weg.
In der Tat können Verspannungen im Nacken oder in den Kiefergelenken Störgeräusche im Ohr auslösen. Die Verspannungen verändern den Gefäßtonus im Bereich der Ohren. Ähnlich wirkt sich nächtliches Zähneknirschen, das oft stressbedingt ist, aus. Auch Verletzungen der Halswirbelsäule können Auslöser für das Rauschen im Ohr sein.
Das ist falsch. Menschen mit einem Tinnitus sollten zwar laute Umgebungen meiden, absolute Stille ist jedoch Gift für sie. Ohne eine akustische Ablenkung konzentriert sich ihr Gehirn zu stark auf die Störgeräusche im Ohr. Angenehme Klänge, Naturgeräusche wie Vogelgezwitscher und Wellenrauschen bringen Entspannung und lenken die Aufmerksamkeit in eine andere Richtung. Dadurch wird der Geräuschfilter im Gehirn gestärkt. Musik- und klangtherapeutische Programme, die über spezielle Tinnitus-Apps aufgerufen werden, können dabei helfen.
Diese Aussage ist nicht korrekt. Auch wenn ein Tinnitus und ein Hörverlust nebeneinander auftreten können, bedeutet das nicht, dass jeder Tinnituspatient schwerhörig oder gar taub wird. In vielen Fällen haben Schwerhörigkeit und Tinnitus jedoch dieselbe Ursache. Häufig liegt eine Schädigung der Sinneszellen im Innenohr zugrunde. Spezielle Hörgeräte können oft die Symptome von Tinnitus behandeln und gleichzeitig den Hörverlust korrigieren.
Das ist richtig. Alkoholkonsum kann nicht nur Tinnitus verursachen, sondern auch die Hörfähigkeit dauerhaft mindern. Forscher der Universität Ulm haben sowohl Vieltrinker als auch Gelegenheitstrinker getestet, indem sie das Hörzentrum im Gehirn untersuchten. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Einnahme von Alkohol Tinnitus und Schwerhörigkeit verursachen kann. Der Grund: Alkohol schadet den empfindlichen Sinneshaarzellen im Innenohr und wirkt direkt auf das zentrale Nervensystem, das auch bei der Entstehung von Tinnitus beteiligt ist.
Nur keine Panik. Störgeräusche im Ohr hat jeder einmal. So schnell wie sie gekommen sind, können sie auch wieder verschwinden. Bewahren Sie Ruhe und schlafen Sie sich erst einmal aus. Erst wenn das Rauschen länger als 24 Stunden anhält, sollten Sie einen HNO-Arzt aufsuchen. Anders ist es, wenn sie ein Knalltrauma haben, in dessen Folge es zu Ohrgeräuschen kommt, oder sich die Ohren taub anfühlen. Dann liegt ein medizinischer Notfall vor, der einer schnellen ärztlichen Abklärung bedarf.