Weil er nicht ins Altersheim wollte
96-Jähriger schießt auf eigene Tochter
11.11.2024 – 14:31 UhrLesedauer: 2 Min.
Ein 96-jähriger Mann hat in Selm auf seine Tochter geschossen. Die Staatsanwaltschaft klagt ihn nun wegen versuchten Mordes an.
Weil er nicht ins Seniorenheim wollte, hat ein Mann Anfang September in Selm-Bork (NRW) auf seine Tochter geschossen. Die Frau wurde dabei schwer verletzt. Laut Anklage schoss Wilhelm S. fünfmal auf die 63-jährige Tochter.
Die Staatsanwältin Maribel Andersson hat den Senior wegen versuchten heimtückischen Mordes angeklagt. Sollte Wilhelm S. verurteilt werden, droht ihm eine lebenslange Haftstrafe. Der ehemalige Drehermeister besaß die Tatwaffe, eine Walther P.38, seit über 80 Jahren legal. Die P.38 war einen Standardwaffe der deutschen Wehrmacht im zweiten Weltkrieg.
Seit einem Oberschenkelhalsbruch im Sommer hatte sich der Gesundheitszustand von Wilhelm S. verschlechtert. Seine Tochter besuchte ihn täglich und drängte darauf, dass er in ein Pflegeheim zieht, was immer wieder zu Streit führte. Am Tattag stellte sie gerade Stühle um, als ihr Vater die Waffe zog und auf sie feuerte. Nach Informationen der „Bild“ soll der Schütze, der nicht gut sehen kann, nach der Tat zu Polizisten gesagt haben: „Ich habe nach Gehör geschossen, das habe ich im Krieg gelernt.“
Nachdem die Polizei das Wohngebiet abgesperrt hatte, wurde Wilhelm S. von einem Spezialeinsatzkommando festgenommen und ins Justizkrankenhaus gebracht. Ein Psychiater stellte fest, dass der Senior voll schuldfähig ist und keine Anzeichen von Demenz zeigt.
Trotz der Tat haben viele Nachbarn Mitleid mit Wilhelm S., da er als friedfertig gilt und im Alltag noch gut zurechtkommt. Das Landgericht Dortmund muss nun über die Zulassung der Anklage entscheiden; der Prozess wird frühestens im nächsten Jahr beginnen.