Trotz Beweisen für seine Unschuld sollte Robert Roberson in Texas hingerichtet werden. Nun wurde seine Exekution kurz vor dem Vollzug doch noch gestoppt.

Die geplante Hinrichtung von Robert Leslie Roberson in Texas wurde kurzfristig gestoppt. Ein Richter gab einem Antrag auf einstweilige Verfügung statt, der nur 90 Minuten vor der geplanten Hinrichtung per Giftspritze gestellt wurde. Der Antrag kam von einem Ausschuss des texanischen Repräsentantenhauses.

Eine Sprecherin des texanischen Ministeriums für Strafjustiz kündigte an, der Staat habe gegen die Entscheidung Berufung eingelegt und bestätigte, dass die Hinrichtung nicht fortgesetzt werde, bis die einstweilige Verfügung gerichtlich geklärt sei. Da der Hinrichtungsbefehl nur für den 17. Oktober gelte, werde ein Richter einen neuen Hinrichtungstermin festlegen müssen. Dem Exekutionsstopp vorausgegangen waren eine beispiellose Serie juristischer Manöver, in denen der Staat und Robersons Anwälte um sein Schicksal stritten.

Roberson wurde vorgeworfen, seine zweijährige Tochter Nikki zu Tode geschüttelt zu haben. Seit 2003 sitzt er in der Todeszelle. Roberson streitet die Vorwürfe ab. Tatsächlich litt Nikki auch an einer Lungenentzündung, einer unentdeckten Sepsis, und bekam Medikamente verabreicht, die für Kinder heute verboten sind.

Auch der damalige leitende Ermittler Brian Wharton räumte nun ein, dass er bei der Untersuchung Fehler gemacht habe, wie „USA Today“ berichtet. Heute ist Wharton Pastor und fordert öffentlich eine erneute Prüfung des Falls. „Ich lag falsch. Robert ist ein guter Mann und hat das Verbrechen nicht begangen“, sagte Wharton im Gespräch mit dem Podcast „The Excerpt“ von „USA Today“.

Wharton erklärte weiter, Missverständnisse und Fehler hätten dazu geführt, dass man Roberson als Täter sah. Als Roberson seine Tochter Nikki ins Krankenhaus brachte, interpretierten Ärzte und Ermittler seine vermeintliche Gefühllosigkeit als Verdachtsmoment – ein Verhalten, das auch auf Autismus zurückgeführt werden könnte. Roberson ist diagnostizierter Autist. Zudem wurden andere medizinische Probleme von Nikki ignoriert.

Neben den Abgeordneten haben sich 34 wissenschaftliche und medizinische Experten mit einem Brief zu Wort gemeldet. Sie betonten, dass Nikkis Symptome heute nicht mehr als Anzeichen eines sogenannten „Schütteltrauma-Syndroms“ gewertet würden. Auch Vertreter von Elternrechten, Autismus-Vertreter sowie Anti-Todesstrafen-Gruppen wie das Innocence Project fordern eine Aufhebung des Urteils.

Das jüngste Urteil sorgte bereits für Reaktionen in den sozialen Medien, darunter vom republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump, der die Entscheidung des Richters scharf kritisierte: „Ein weiterer schwacher Richter, der die Gerechtigkeit verzögert. Wie viele Chancen bekommt dieser Typ noch? Was ist mit der Gerechtigkeit für das Baby?“

Roberson wäre der erste Mensch in den USA gewesen, der aufgrund des „Schütteltrauma-Syndroms“ exekutiert würde – eine Diagnoseform, die viele Wissenschaftler heute infrage stellen. Er wäre zudem der sechste Häftling in Texas, der dieses Jahr als Strafe getötet wird und insgesamt der 20. in den USA in diesem Jahr. Nun darf er zunächst weiter leben.

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